Full text: Leitfaden der deutschen Geschichte für den Schulgebrauch

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efenbeten Boten, welche den Ablaß feilboten (Ablaß- 
r ä m e r) machten den Leuten weis, durch das für den Ablaß 
gezahlte Geld würden ihre Sünden, die schon begangenen 
und die künftigen, abgebüßt. Ein solcher Ablaßkrämer, 
Tetzel, zog in der Gegend von Wittenberg umher. Dies 
empörte einen frommen Mann, welcher Professor und Pre¬ 
diger daselbst war, Martin Luther. Derselbe war der 
geb. v. 10. Sohn eines armen Bergmanns zu Eisleben. Er besuchte 
Nov. 1*88. Schule erst zu Magdeburg, dann zu Eisenach, an 
welchem letzteren Orte ihn eine fromme Frau, Ursula 
v. Cotta, unterstützte. Noch zeigt man in Eisenach das 
Haus, wo er gewohnt hat. Nach dem Willen seines 
Vaters sollte er die Rechtswissenschaft studieren; allein 
durch die Bekanntschaft mit einer Bibel, den Tod eines 
Freundes und eine Krankheit, die ihn selbst befiel, wurde er 
dazu getrieben, sich dem beschaulichen Klosterleben zu widmen. 
Er trat in das Kloster der Augustiner zu Erfurt. Dort brach 
sich bei ihm die Überzeugung Bahn, daß der Mensch Ver- 
gebung seiner Sünden weder durch Kirchenbußen, noch durch 
den Ablaß, sondern nur durch den lebendigen Glauben an 
Christus erlangen könne. Ein Vorsteher des Klosters, v. 
Staupitz, bewirkte, daß der junge, hochbegabte Mönch an die 
vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen gestiftete Universität 
zu Wittenberg kam, daneben auch das Amt eines Predigers 
und Seelsorgers erhielt. Als solcher fühlte er sich in 
seinem Gewissen gedrungen, dem Unfug, der mit dem Ab- 
laß getrieben wurde, entschieden entgegenzutreten. Er schlug 
deshalb am 31. Oktober 1517 an der Schloßkirche zu Witten- 
berg 95 „Thesen" oder Sätze an, in denen er den Abla߬ 
handel bekämpfte. Da die Verteidiger des Ablasses sich auf 
Aussprüche der Päpste bezogen, so berief sich Luther dagegen 
auf ein allgemeines Konzil. Der Papst sprach den Bann 
über ihn aus, Luther aber verbrannte die Bannbulle öffent- 
lich vor den Thoren von Wittenberg in Gegenwart vieler 
Bürger und Studenten. 
' Mit Hülfe der neuen Erfindung des Buchdrucks gab nun 
Luther in zahlreichen Schriften, in denen er seine Ansichten 
verteidigte und erläuterte, der neuen Lehre rasche Verbreitung. 
Sie gewann auch großen Anhang unter den Bürgern der 
freien Städte, unter der Ritterschaft und selbst bei manchen 
Fürsten. Unter den letzteren war auch Luthers Landesherr, 
Friedrich der Weise von Sachsen. 
Eben damals war Kaiser Maximilian I. gestorben. Er
	        
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