Full text: Die Blütezeit des römischen Reiches unter den großen Kaisern, Deutsche und preußische Geschichte bis 1740 (Teil 2)

Der Große Kurfürst. 
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von Schweden in dem Vertrag zu Königsberg, Preußen von ihm zu 
Lehen zu nehmen und ihn gegen die Polen zu unterstützen. Denn inzwischen 
waren die Erfolge der Schweden ebenso schnell verloren, als sie gewonnen 
waren; aus allen festen Plätzen waren ihre schwachen Besatzungen ver- 
trieben worden. Darauf zogen Karl Gustav und Friedrich Wilhelm gegen 
Johann Kasimir und besiegten ihn 1656 in der Schlacht bei Warschau. 
Es ist der erste große Waffenerfolg, den die brandenburgischen Truppen 
mit erfochten. Ihr Führer war General Graf Sparr. Da sich aber Karl 
Gustavs Lage nicht verbesserte, gestand er Friedrich Wilhelm, um ihn fester 
an sich zu knüpfen, im Vertrag zu Labiau 1656 die Souveränität, 
d. h. die lehnsfreie Herrfchaft, über Preußen zu. Inzwischen 
erklärten sich Rußland, Dänemark und der Kaiser gegen Schweden, und 
Karl X. wurde genötigt, in sein eigenes Land zurückzukehren, um es gegen 
die Dänen zu verteidigen. 
Nun wünschte der Kaiser Ferdinand III. seinem Sohne Leopold 
die Nachfolge im Reich zu verschaffen und bedurfte dazu die branden- 
burgische Kurstimme. Um diese zu gewinnen, söhnte er Friedrich Wilhelm 
mit Johann Kasimir aus. Nachdem 1657 im Vertrage zu Wehlau dem 
Kurfürsten auch von feiten Polens die Souveränität zugestanden worden 
war, nahm er an dem Krieg gegen Schweden teil und führte feine Truppen 
auf die dänischen Inseln. Nach dem Tode Karls X. 1660 wurde der Friede 
von Oliva geschlossen. Beide Könige, sowohl der von Schweden wie der 
von Polen, bestätigten Friedrich Wilhelm die Souveränität von Preußen. 
War der Kurfürst bis dahin nur ein Fürst des Reiches gewesen, so 
trat er von nun an in den Kreis der selbständigen, nnab- 
hängigen Herrscher in Europa. 
§ 147. Zwölf Friedensjahre. In den nächsten Jahren hatte der 
Kursürst mit den Ständen in seinen verschiedenen Landen zu kämpfen. 
Die Stände bildeten die Geistlichkeit, der Adel und die Vertreter 
der Städte. Diese traten zu Landtagen zusammen und hatten das 
Recht, die für außergewöhnliche Ausgaben, z. B. Vermehrung des Heeres, 
nötigen Geldsummen zu bewilligen. Sie ließen sich hierzu niemals 
bereit finden, wenn ihnen nicht von feiten des Landsherrn größere oder 
kleinere Zugeständnisse gemacht wurden. Die Stände in Preußen, unter 
denen die Vertreter ber drei Städte Königsberg (Altstadt, Kneiphof 
und Löbenicht) die wichtigsten waren, erhoben nach dem Frieden von 
Oliva in entschiedener Weise Verwahrung dagegen, daß dem Kurfürsten 
ohne ihre Zustimmung die Souveränität in Preußen übertragen 
worden sei. Ihr Widerspruch wurde so zähe festgehalten, daß der Kurfürst 
schließlich mit Gewalt gegen ihre Führer, den Schöppenmeister Hierony- 
mus Rhode und den Obersten von Kalkstein, einschreiten mußte. 
Unter den Bewohnern der einzelnen Länder des Kurfürsten bestand 
noch kein Gesühl der Zusammengehörigkeit. Die Bewohner von Kleve
	        
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