Full text: Die Blütezeit des römischen Reiches unter den großen Kaisern, Deutsche und preußische Geschichte bis 1740 (Teil 2)

Neuer Ansturm der Germanen und beginnendes Zurückweichen der 9tönter. 19 
gedrückt und die Senatoren gewaltsam behandelt. Severus selbst war ein 
tüchtiger Feldherr, der die Feinde des Reichs im Zügel hielt. Sein Sohn 
und Nachfolger Caracalla, ein wilder und roher Mensch, scheute vor keinen 
Greueln zurück. Er hatte eine Vorliebe für die Barbaren und nahm sie 
in Mengen in das Heer auf; die Prätorianertruppe löste er auf und 
vertraute sein Leben lieber einem germanischen Gefolge an. Nachdem das 
Haus der Severus mit dem vortrefflichen Alexander Severus aus- 
gestorben war, trat um die Mitte des Jahrhunderts völlige Verwirrung 
ein. Kein Herrscher konnte sich dauernd aus dem Thron behaupten, die 
Feinde griffen das Reich von allen Seiten an, Teuerung, Hungersnot, 
Pest verminderten die Zahl seiner Einwohner. Es kam so weit, daß 
einzelne Provinzen ihre eigenen Kaiser aufstellten, gewöhnlich tapsere 
Kriegsleute, von denen sie wenigstens Schutz gegen die äußeren Feinde 
hofften. Das große Weltreich schien sich aufzulösen. 
§ 13. Bildung der germanischen Stämme. Jenseits des Limes aber 
wuchsen die kleinen germanischen Völkerschaften zu großen Stämmen zu- 
sammen. Wir wissen nicht, wie das geschehen ist, ob durch Krieg oder 
einen plötzlich gefaßten Beschluß oder allmählich im Laufe der Zeiten. 
Die großen Stämme sind mit einem Male da, und die Namen der älteren 
kleineren Völkerschaften seitdem wie verschollen. 
In der Rheingegend erscheinen die Franken, die Männer, welche 
die „Franziska", die Doppelaxt, im Streite schwingen; zwischen Rhein und 
Elbe die Sachsen, die sich nach dem „Sahs", dem Streitmesser, nannten, 
hinter dem oberrheinischen Limes endlich die Alamannen. 
Etwas später hören wir von den Thüringern in der Mitte des 
heutigen Deutschlands und den Baiern im Südosten. Diese süns großen 
Stämme, mit den Friesen zusammen die Bewohner unseres Vaterlandes 
westlich der Elbe, unterscheiden sich bis auf den heutigen Tag in Mund- 
art und Sitte voneinander. 
Im dritten Jahrhundert eroberten die Franken das Land an den 
Mündungen des Rheins und die Alamannen den Winkel auf dem rechten 
Ufer an seinem Oberlauf. Es waren dies die ersten Gebietsverluste, 
welche die Römer in der westlichen Reichshälfte erlitten. 
Am schwersten aber wurden die Bewohner des Ostens heimgesucht. 
Seit dem Ende des 2. Jahrhunderts begannen die ostgermanischen Stämme, 
Goten, Vandalen, Burgunder u. a. ihre Heimat zwischen Elbe und 
Weichsel zu verlassen und nach Süden zu wandern. Die Goten er- 
reichten die untere Donau und die Ufer des Schwarzen Meeres und 
versuchten von hier aus in das Reich einzudringen. Dreißig Jahre lang 
wiederholten sie furchtbare Plünderungszüge, die sie bis zum PeloponneS 
ausdehnten. Zugleich bildeten sie sich zu verwegenen Seefahrern aus, 
die an den Küsten des Schwarzen und des Ägäischen Meeres bis nach 
Rhodus und Cypern hin Seeraub verübten. 
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