Full text: Das Römische Reich unter den Kaisern, Deutsche und Preußische Geschichte bis 1740 (Teil 2)

Die Verfolgungen. — Konstantin der Große. 
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§ 16. Die Verfolgungen. Das Gesetz der zwölf Tafeln verbot, 
fremde Gottesdienste ohne Genehmigung der Obrigkeit in Rom einzuführen. 
Auch wurde es für einen Frevel gegen die Hoheit der Götter des Staates 
erklärt, das Opfer vor der Bildsäule des Kaisers zu unterlassen. Dies 
Verbrechen wurde mit harten Strafen geahndet. Der Freie verlor seine 
Freiheit und wurde dem Sklaven gleichgestellt; Strafen, die nur gegen 
Sklaven angewendet wurden: Folter, Feuertod, Kreuzigung, Tierkampf 
im Zirkus, durften auch gegen ihn gebraucht werden. Sobald also ein 
römischer Beamter Kenntnis davon erhielt, daß ein Einwohner seines Be- 
zirks Christ sei, konnte er gegen ihn einschreiten. 
Der erste, der eine größere Verfolgung der Christen verhängte, war 
Nero, der ihnen die Schuld an dem Brande Roms zuschob (vgl. § 1). Darauf 
fand lange keine Verfolgung statt. Die Prokonsnln bestraften diejenigen, 
die ihnen angezeigt wurden; doch wurde ihnen von edleren Kaisern ver- 
boten, den Christen nachzuspüren. Hier und da hetzte der Pöbel gegen 
sie auf, wenn es bei den Zirkusspielen an Opfern fehlte, die man den 
Bestien vorwerfen konnte, und schwache Statthalter gaben seinen Wünschen 
nach. Im 3. Jahrhundert, in der Zeit des schweren Unglücks, machte 
man sie für alle Leiden, die das Reich betrafen, verantwortlich und 
schleppte sie vor den Richter. 
Damals befahl der Kaiser Decins die erste allgemeine Verfol- 
gnng im ganzen Reiche. Er wollte das altrömische Wesen in seiner Kraft 
und Tüchtigkeit wiederherstellen, darum sollte jeder Bewohner des Reiches 
wieder den alten Göttern opfern und, wer sich weigerte, Strafe leideu. 
Nach seinem Tode trat für die Christen wieder eine längere Ruhe ein. 
Endlich ordnete Diokletian die größte und schwerste Verfolgung an, 
die etwa zehn Jahre anhielt und viele Opfer forderte. Aber der Erfolg, den 
er beabsichtigte, wurde nicht erreicht. Wenn auch manche Schwachmütige 
abfielen, so blieb doch die Mehrzahl der Christen treu und ging stand- 
hast den Gefahren entgegen, ja viele drängten sich begeistert zum Tode 
als Märtyrer und mußten vielmehr zurückgehalten werden. Der Anblick 
der Christen, die ohne Klagen alle Martern erlitten und im Zirkus den 
wilden Tieren ruhigen Auges entgegensahen, bewog viele Heiden dazu, 
sich in ihre Gemeinschaft aufnehmen zu lassen. Die Christengemeinden 
aber traten während der Zeit der Verfolgung in enge Verbindung mit- 
einander, sorgten für die Verfolgten und befestigten sich in dem Glauben, 
daß die tausend und aber tausend zerstreuten kleinen und großen Gemeinden 
Glieder einer einzigen großen allgemeinen Kirche seien. Nicht ge- 
brechen gingen die Christen aus den Verfolgungen hervor, sondern ge- 
kräftigt. 
§ 17. Konstantin der Große. Die Lage der Christen änderte sich, 
als Konstantin zur Regierung kam. Er war der Sohn des Konstantins, 
den Diokletian zum Kaiser im Westen eingesetzt hatte, und wurde nach dem 
Tode seines Vaters von den Legionen zum Kaiser erhoben; er zeigte sich in
	        
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