Full text: Das Römische Reich unter den Kaisern, Deutsche und Preußische Geschichte bis 1740 (Teil 2)

Die Hansa. 
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Nach dem Tode Ludwigs stellten die Wittelsbacher den Grafen 
Günter von Schwarzburg als Gegenkönig auf. Gegen sie fand Karl 
ein ausgezeichnetes Werkzeug in dem falschen Waldemar. Die Wittels- 
buchet hatten in der Mark nur wenige Freunde gewonnen. Daher fand 
ein Pilger, der sich für Waldemar den Großen, den letzten Askanier, aus- 
gab, großen Anhang. Auch der Kaiser erkannte ihn an, ließ ihn aber 
fallen, als die Wittelsbacher ihren Widerstand aufgaben und die Reichs- 
kleinode auslieferten. Der falsche Waldemar ist bei dem anhaltinischen 
Fürsten gestorben. 
Nachdem Karl in Rom zum Kaiser gekrönt worden war, gab er 
dem Reiche ein wichtiges Gesetz, die „Goldene Bulle", 1356. Hierin 
wurde festgesetzt, daß die Fürsten Kurfürsten sein sollten, die ein Erz- 
amt führten (vgl. § 68 und § 73). Kurmainz war Erzkanzler in Deutsch- 
land, Trier in Burgund, Cöln in Italien; das Amt des Erzschenken 
hatte der König von Böhmen inne, Erztruchseß war der Pfalzgraf bei 
Rhein, Erzmarschall der Herzog von Sachsen und Erzkämmerer der Mark- 
graf von Brandenburg. Die sieben Kurfürsten, „die Säulen des Reiches", 
erhielten durch die Goldene Bulle ihre bevorzugte Stellung vor allen 
übrigen Fürsten. 
Die größte Sorgfalt verwendete Karl auf sein Erbland Böhmen. 
In Prag gründete er die erste Universität auf dem Boden des Reiches 
(1348). Er fügte Schweidnitz-Jauer zu Böhmen hinzu, und 1373 mußte 
Otto der Faule von Brandenburg im Vertrage zu Fürstenwalde die 
Mark gegen eine Geldsumme abtreten. Die wenigen Jahre, die Karl 
noch regierte, wurden für das Land die glücklichste Zeit. Tangermünde 
an der Elbe war sein Lieblingssitz. Noch vor seinem Tode setzte Karl 
bei den Kurfürsten die Wahl seines Sohnes Wenzel, der zugleich Böhmen 
erhalten sollte, zum Könige durch, die Mark Brandenburg hinterließ er 
seinem jüngeren Sohne Siegmund. 
Im 14. Jahrhundert wurde Mitteleuropa wiederholt von der Pest 
heimgesucht. In Deutschland trat die Krankheit am stärksten während der 
ersten Regierungsjahre Karls auf. Da man in der Seuche eine Strafe 
Gottes für die Sünden der Menfchen erblickte, taten sich an verschiedenen 
Orten Bruderschaften zusammen, die durch Bußübungen und Geißelungen 
(Flagellanten) seinen Zorn zu beschwichtigen suchten. Sie fanden an- 
fangs viel Anhang, später aber arteten sie ans und wurden unterdrückt. 
§ 79. Die Hansa. In den ältesten Zeiten konnten die Kaufleute 
ihre Fahrten nur gemeinsam unternehmen und schlössen sich darum zu 
festen Vereinigungen, Gilden, zusammen. Sie kamen als Fremde in ein 
fremdes Land, von dessen Fürsten sie das Recht erwarben, ihre Waren 
gegen Erzeugnisse der Eingeborenen umzutauschen. Feindlicher Überfälle 
stets gewärtig, legten sie ihre Faktoreien und Kontore hinter Gräben und 
Mauern wie kleine Festungen an.
	        
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