fullscreen: Geschichte des Mittelalters (Teil 2,1)

20 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. 
germanischen Fürsten und Völker, die ihm gehorchten, für sich gewann, 
so daß er ihnen wie einer der Ihren erschien; so ist es gekommen, daß 
er im Nibelungenlied wie ein germanischer Recke gefeiert wird. Seine 
Residenz stand in der Theißebene. Sie war aus Holz gebaut und mit 
Pfahlwerk umgeben; in der Halle seines Palastes trank und speiste er 
mit seinen Edlen, er selbst aus hölzernem Becher und von hölzernen 
Tellern, die übrigen von silbernem Tafelgerät, während Sänger die Siege 
des Hunnenvolkes besangen und Gaukler ihre Künste vorführten. 
Seine Herrschaft reichte von den Ufern der Wolga bis weit nach 
Deutschland hinein. Zunächst hatte er die oströmischen Kaiser durch 
Einfälle geängstigt und zur Tnbntzahlung gezwungen; dann wandte er sich 
nach Westen. Mit Hilfe der Hunnen war bereits das Volk der Bur- 
gunden, das, wie erzählt, um Worms wohnte, von den Römern besiegt 
worden; die Sage hielt die Erinnerung fest, und das Nibelungenlied be- 
richtet von dem Bnrgundenkönig Gunther und der Vernichtung seiner 
Mannen durch König Etzel. Die Reste der Bnrgnnden fanden im süd- 
östlichen Gallien Wohnsitze, wo der Name der Landschaft Burgund 
noch von ihnen zeugt. Jetzt trat Attila mit einem Heere, das aus 
Hunnen und germanischen Völkern bestand, einen Eroberungszug nach 
Gallien an. Länder verwüstend und Städte zerstörend, gelangte er bis 
Orleans, das er belagerte. Da brachte der römische Feldherr Astius 
im Bunde mit den Westgoten und anderen Germanen ein großes Heer 
FmöiSzusammen. Auf den katalauuifchen Gefilden, bei Trohes an der 
Gefilden oberen Seine, wurde im Jahre 451 die Entscheidungsschlacht geschlagen. 
451 Auf beiden Seiten fochten Germanen. Es war ein wechselvoller, un- 
geheurer Kampf; er endete mit dem Rückzug der Hunnen in ihre Wagen- 
bürg. Hier ließ Attila bereits einen Scheiterhaufen errichten, um, wenn 
die Feinde das Lager stürmten, den Tod in den Flammen zu suchen. 
Aber er wurde nicht angegriffen und konnte unbehindert abziehen. 
Durch die katalaunische Schlacht war Christentum und Germanentum 
in Westeuropa vor der Vernichtung durch die Hunnen gerettet worden. 
Einfallnach Auch der Zug, den Attila im Jahre 452 nach Italien unternahm, hatte 
°452 keine dauernden Folgen. Zwar wurde die oberitalische Ebene weithin 
verwüstet; damals flohen viele Bewohner des Festlandes nach den Lagunen- 
inseln an der adriatischen Küste, und so entstanden die Anfänge von 
Venedig. Aber der Hunnenkönig setzte seinen Marsch nicht auf Rom 
fort; die Bitten des Papstes Leo des Großen sollen ihn zum Rückzug 
AMas^Tod bewogen haben. Im nächsten Jahre starb Attila plötzlich. Nach seinem 
Tode zerfiel sein Reich. Der Name der Hunnen verschwindet bald aus 
der Geschichte; die bisher von ihnen beherrschten Germanen wurden frei.
	        
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