3. Die späteren Friedensjahre.
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mochten, so rief ihre rasche, oft schonungslose Einführung in allen Ständen
erst geheimen, dann offenen Widerspruch wach.
Obwohl Joseph Friedrich sehr bewunderte, blieb er doch sein Gegner,
und zwar um so mehr, als er mit seinen Plänen, die Macht seines
Hauses in Deutschland zu vergrößern und für das verlorene Schlesien
einen Ersatz zu schaffen, auf Widerstand bei Friedrich traf.
§159. Friedrich und Joseph Gegner in Deutschland. Der Bay-
tische Erbfolgekrieg. Nach dem Tode des Kurfürsten Maximilian
Joseph ging Bayern an Karl Theodor von der Pfalz über, der zugunsten
Österreichs auf den größten Teil des Landes verzichtete. Darauf bestimmte
Friedrich den Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, den Erben Karl Theo¬
dors, dazu, gegen den Besitzwechsel Protest einzureichen. Da Joseph II.
seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen versuchte, Friedrich aber entschlossen
war, eine Gebietsvergrößerung Österreichs im Reiche unter keinen Um-
ständen zu dulden, kam es 1778 zum Bayrischen Erbfolgekriege, der sich
bis in das folgende Jahr hinzog, ohne daß eine Feldschlacht geschlagen
wurde. Im Frieden zu Tescheu begnügte sich Joseph II. mit dem Jnnviertel.
D er Fürst enb nn d. Als Joseph 1784 Bayern durch Tausch zu erwerben
suchte, schloß Friedrich II. 1785 mit mehreren der größeren Reichsfürsten den
Fürstenbund zur Aufrechterhaltung der alten Reichsverfassung und vereitelte
des Kaisers Pläne abermals. Dies war der letzte Erfolg seiner Politik.
Am 17. August 1786 starb Friedrich zu Sanssouci. Neben seinem
Vater wurde er in der Garnisonkirche zu Potsdam beigesetzt. Ihm folgte
sein Neffe Friedrich Wilhelm II. (1786—1797), dem die tiefe Einsicht
in die Regiernngsgeschäste und der starke Königswille seines Vorgängers
fehlten. 1790 starb — noch nicht fünfzigjährig — Joseph II. Er hatte
noch einen offenen Aufstand in den belgischen Niederlanden erlebt, durch
einen unglücklichen Türkenkrieg sein Ansehen geschwächt und endlich sich
genötigt gesehen, für Ungarn alle seine Verfügungen aufzuheben und die
alten Zustände wiederherzustellen. Unter seinen Nachfolgern Leopold II.
(1790—1792) und Franz II. (1792-1835) wurden die meisten seiner
Gesetze abgeschafft, aber die zehn Jahre seiner Regierung ließen tiefe Spuren
in Österreich zurück, und fein Andenken lebt, wie das Friedrichs, bei
seinen Untertanen in vielen Erzählungen weiter.
§ 160. Zustände im Reich. Neben den beiden deutschen Großmächten
Österreich und Preußen traten die andern deutschen Staaten zurück; jedoch
haben es außer den Häusern Habsburg-Lothriugeu und Hohenzollern auch
einige andere Herrscherfamilien zu bedeutender Macht und großem Ansehen
gebracht. Die Weifen, deren Herzogtum Brauuschweig-Lüueburg 1692
zum Kurfürstentum Hannover erhoben worden war, hatten 1714
den englischen Königsthron bestiegen. Von den Wettinern, die in
verschiedenen Linien die sämtlichen sächsischen Gebiete Deutschlands be>
herrschten, hatten nacheinander zwei, die Kurfürsten August II. (1697—1733)
und August III. (1733—1763), den polnischen Königsthron inne. Die
Wittelsbacher, die außer Bayern und den weitverstreuten, großenteils