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42. Mann und Frau.
Der Mann muß hinaus
ins feindliche Leben,
muß wirken und streben
und pflanzen und schaffen,
erlisten, erraffen,
muß wetten und wagen,
das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe;
es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe;
die Räume wachsen; es dehnt sich das Haus.
Und drinnen waltet
die züchtige Hausfrau,
die Mutter der Kinder,
und herrschet weise
im häuslichen Kreise
und lehret die Mädchen
und wehret den Knaben
und reget ohn' Ende
die fleißigen Hände
und mehrt den Gewinn
mit ordnendem Sinn
und füllet mit Schätzen die duftenden Laden
und dreht um die schnurrende Spindel den Faden
und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
die schimmernde Wolle, den schneeichten Lein
und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer
und ruhet nimmer.
Aus dem Liede von der Glocke. — Friedr. v. Schiller.
43. Wenn du noch eine Mutter hast.
1. Wenn du noch eine NMutter hast,
so danke Gott und sei zufrieden;
nicht allen auf dem Erdenrund
ist dieses hohe Glück beschieden
Wenn du noch eine Mutter hast,
so sollst du sie mit Liebe pflegen,
dals sie dereinst ihr müdes Haupt
in Frieden kann zur Rube legen.
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