3. Die Kämpfe um Italien.
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451 verwüstete Attila Gallien und belagerte Orleans. Aetius, der
Ratgeber des weströmischen Kaisers, entsetzte, von den Westgoten unter-
stützt, die Stadt. Auf den Katalaunischen Feldern, im Winkel der
Seine und Aube unweit Trohes, kam es zur Schlacht. Attila wurde nach
schwerem Ringen geschlagen, aber Aetius ließ ihn entkommen. Im folgen-
den Jahre fiel er in Italien ein und zerstörte Aquileja, dessen Bewohner
sich auf die Laguuminfeln nördlich von der Pomündnng flüchteten und
dort Venedig gründeten. Am Po kehrte er wieder um, wie es heißt, durch
die Bitten des Papstes Leo des Großen bewogen. Bald daraus ist er
gestorben; sein Reich zerfiel nach seinem Tode.
3. Die Kampfe um Italien.
Im fünften Jahrhundert versuchten Germanen auch Italien zu
erobern; aber es wurde ihnen mit größter Energie streitig gemacht und
schließlich nur der obere und der mittlere Teil des Landes von einem ihrer
Stämme unterworfen. Das weströmische Kaisertum fand durch sie ein
Ende. Die Stadt Rom selbst kam nicht unter germanische Herrschaft.
§ 23. Odowakar. Seit Honorins den Vandalen Stilicho als vor-
nehmsten Ratgeber erhalten hatte, wurden die obersten Stellen im Heer
und im Rat Germanen anvertraut. Sie waren oft so mächtig, daß sie
Kaiser nach Belieben ein- und absetzten. 25 Jahre waren seit dem Ein-
fall Attilas vergangen, als ein Magister militum (oberster Truppenführer)
seinen Sohn Romnlus Angustulns zum Kaiser erhob. Als er den Truppen
den Sold nicht zahlen konnte, entsetzte ihn ein angesehener Führer, der
Germane Odowakar, des Thrones im Jahre 476. Ein Nachfolger wurde
nicht wieder ernannt, sondern Odowakar herrschte als König aus eigener
Machtvollkommenheit in Italien. Damit hörte das Weströmische
Kaiserreich auf.
§ 24. Theoderich der Große gründet das Ostgotenreich in Italien.
Unter den Völkern, die sich nach Attilas Tode von der Herrschaft der
Hunnen befreit hatten, nahmen bald die Ostgoten die erste Stelle ein.
Als der junge Theoderich, aus dem Geschlechte der Amaler, der eine
Zeitlang in Konstantinopel als Geisel gelebt und griechische Bildung
erhalten hatte, ihr König geworden war, führte er sie 489 nach Italien,
um Odowakar zu stürzen. Nach glücklichen Kämpfen schloß er ihn in Ra-
venna ein, doch konnte er die feste Stadt erst nach drei Jahren durch
einen Vertrag gewinnen. Nachdem er bald darauf Odowakar beseitigt
hatte, eroberte er ganz Italien und gründete 493 das Ostgötenreich. Die
Goten erhielten ein Drittel des Grund und Bodens und wohnten verstreut
aus ihren Landsitzen und Kastellen; sie bildeten das Kriegsheer. Die
Römer blieben in den Städten, behielten ihre Sprache und ihr Recht und
wurden in ihren Sitten und ihrem Glauben nicht gestört.