Karl der Große.
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Karl zog selbst mehrere Male gegen sie zu Felde, er baute Zwingburgen,
gründete Bistümer, forderte Geiseln und Treuschwur und verlangte, daß
sich die Unterworfenen taufen ließen.
Als 782 eine fränkische Heeresabteilung am Süntel überfallen worden
war, verhängte Karl zu Verden ein furchtbares Blutgericht über die
Schuldigen. Darauf erfolgte ein allgemeiner Aufstand der Sachsen unter
der Führung des Herzogs Widukind. Nachdem sie aber in dem Gelände
zwischen dem Teutoburger Wald und dem Wesergebirge zweimal geschlagen
worden waren, ließ sich Widukind taufen, und eine große Anzahl säch-
sischer Adliger mit ihren Mannen folgte seinem Beispiele (785). Damit war
die Kraft des Widerstandes gebrochen. Karl legte die Bistümer Osnabrück,
Münster, Paderborn, Minden, Verden, Bremen und Halberstadt an, um die
Bekehrung durchzuführen. Da sich aber in den nächsten zwanzig Jahren
die Empörungen wiederholten, griff Karl zu dem Mittel, die Sachsen aus
ihrer Heimat wegzuführen, im Frankenlande anzusiedeln und die verlassenen
Wohnsitze fränkischen Bewohnern anzuweisen. Mit der Erschöpfung des
Volkes hörten schließlich die Kriege auf (804).
3. Krieg gegen Tassilo von Bayern. Als der Herzog Tassilo aus
dem Hause der Agilolfinger, der bereits 757 Pippin und im Jahre 781
Karl dem Großen den Lehnseid geschworen hatte, wieder abfiel, wurde
er 788 abgesetzt und Bayern in das Fränkische Reich einbezogen; die Her-
zogswürde wurde abgeschafft.
Alle Deutschen östlich vom Rhein waren nunmehr dem Frankenreich
unterworfen.
§ 35. Der Schutz der Grenzen. Das gewaltige Reich, das Karl
erobert hatte, hat er gegen äußere Feinde geschützt und im Innern geordnet.
Wie sein Großvater Karl Martell, kämpfte auch Karl gegen die
Mohammedaner. Er überschritt 778 die Pyrenäen und durchzog das
Land bis zum Ebro; bei der Rückkehr erlitt die Nachhut seines Heeres im
Gebirge durch die Basken eine Niederlage. Diesen Vorfall hat später die
Sage von Roland und seinem Tode im Tale Roncesvalles (spr. Rondses-
walljes) vergrößert und ausgeschmückt. Zuletzt gehörte das Land nördlich
vom Ebro als Spanische Mark zum Reiche.
Unter den Feinden waren vor allem die Normannen, die Be-
wohner der Halbinsel Jütland, der Dänischen Inseln und Skandinaviens,
furchtbar. Ihre kriegs- und beutelustigen Könige unternahmen Plünde-
ruugszüge zur See in alle Gegenden Europas (Wikinger). Da Karl
über keine Seemacht gebot, mußte er Burgen und Festungswerke an den
Küsten zum Schutze gegen sie anlegen. Gegen den Dänenkönig Gott-
frieb zog Karl persönlich zu Felde und richtete südlich der Eider die
Dänische Mark ein.
Unzuverlässige Nachbarn waren ferner die slawischen Stämme im
Osten der Elbe und Saale und im heutigen Böhmen und Mähren. Auch
sie wurden unterworfen und auf ihrem Gebiete die Sorbische Mark
begründet; aber sie standen nur in loser Abhängigkeit.