Full text: Römische Kaiserzeit, Deutsche und europäische Geschichte bis 1789 (Teil 2)

Innere Zustände in Deutschland im 13. Jahrhundert. 
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§ 67. Das Ende der Kreuzziige. Schon 1244 war Jerusalem wieder 
an den Sultan von Ägypten zurückgefallen und blieb fortan der Christenheit 
verloren. Zu seiner Wiedereroberung unternahm König Ludwig IX., der 
Heilige, von Frankreich den sechsten Kreuzzug (1248—1254). Er 
glaubte Jerusalem am besten durch einen Angriff auf Ägypten gewinnen zu 
können. Er landete darum im Mündungsgebiet des Nils und nahm die 
wichtige Festung Damiette; aber auf seiner Heerfahrt nach Kairo wurde 
er geschlagen und mit seinem ganzen Heere gefangen genommen. Nur gegen 
ein hohes Lösegeld und die Rückgabe von Damiette erhielt er seine Freiheit 
wieder. Auch der siebente Kreuzzug, den Ludwig 1270 nach Tunis 
unternahm, scheiterte; der König selbst erlag einer Seuche. 
1268 fiel Antiochia, und 1291 wurde Akkon nach tapferster Ber- 
teidigung von den Mamelucken erstürmt. Bald räumten die Christen die 
letzten kleinen Plätze im Morgenland. 
Auch das lateinische Kaisertum hatte sich nicht behaupten können. 1261 
hatte der griechische Kaiser Michael Paläologus Konstantinopel erobert; doch 
blieben das alte Griechenland, die Inseln im Ägäischen Meer und Kreta im 
Besitz der Venezianer oder französischer Fürsten. 
Alle für den Handelsverkehr wichtigen Inseln des Mittelmeeres waren 
in christlichen Händen; die griechische Handelsherrschaft war gebrochen; im 
Orient hatten der italienische und der französische Kaufmann den größten 
Einfluß. 
Innere Zustände in Deutschland im 13. Jahrhundert. 
§ 68. Das Reich. Gegen Konrad IV. kämpfte noch immer Graf 
Wilhelm von Holland als Gegenkönig, aber sein Einfluß reichte 
nicht über das Gebiet des Niederrheins hinaus. Infolge des lang- 
jährigen Bürgerkrieges zwischen der staufischen und der päpstlichen Partei 
in Deutschland löste sich die bestehende Ordnung überall im Reiche auf. 
Um den allgemeinen Landfrieden wiederherzustellen, wurde im Jahre 1254 
der „Rheinische Bund" von Fürsten und Städten gegründet. Wik- 
Helm selbst trat an seine Spitze. Da sich aber die Gegensätze zwischen 
seinen Mitgliedern in der folgenden Zeit des , Doppelkönigtums ver¬ 
größerten, war der Einigung keine lange Dauer beschieden. 
Nach dem Tode Wilhelms kam es im Jahre 1257 zu einer Doppel- 
wähl. Die Gewählten waren Ausländer, da kein deutscher Fürst die 
Krone annehmen wollte. Richard von Cornwallis, ein Verwandter 
der Welsen, wurde in Aachen gekrönt und im Rheingebiete anerkannt, er 
besuchte nur dreimal, Alfons von Kastilien, ein Enkel Philipps von 
Schwaben, dem Herzog Friedrich II. von Lothringen die Nachricht 
von der Wahl nach Toledo überbrachte, niemals das Reich (Zeit des 
Interregnums). 
Zum erstenmal traten die sieben Kurfürsten als die zur Wahl 
des Königs allein berechtigten Fürsten hervor. Es waren drei geist- 
liche, die Erzbischöse von Mainz, Trier und Eöln, und vier weltliche, der 
Markgraf von Brandenburg, der Herzog von Sachsen und der Pfalzgraf bei 
Rhein; über die letzte Stimme bestand Streit zwischen Böhmen und Bayern.
	        
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