Die Zeit vom zweiten Pariser Frieden bis zum
Regierungsantritt Wilhelms I.
1815—1861.
1. Europa.
§ 30. Unruhen in Italien und Spanien. Noch in Paris hatte Alexan-
der I. die siegreichen Mächte zur „Heiligen Allianz" vereinigt, deren Auf-
gäbe es sein sollte, den Frieden in Europa zu erhalten und jede revolutionäre
Bewegung zu unterdrücken. Aber sie konnte dies Ziel nicht ganz erreichen.
den nächsten Jahren wollte man in mehreren Staaten Italiens
QrteJre!?ben <Wten vertreiben und ein einiges Italien gründen; aber alle
Aufstaude wurden durch österreichische Truppen schnell niedergeschlagen.
Auch Spanien wurde von inneren Kriegen erschüttert. Nach dem
Sturze Napoleons war Ferdinand VII. aus den Thron zurückgekehrt. Da
er aber die freiheitliche Verfassung abschaffte und die unumschränkte Mon-
archre wiederherstellte, empörte sich das Volk und sogar ein Teil des Heeres
gegen ihn, und nur mit französischer Hilfe konnte er seine Herrschaft be-
haupten. Da er entgegen dem geltenden Thronfolgerecht seine Tochter znr
Nachfolgerin bestimmt hatte, wurde nach seinem Tode das Volk in zwei
Parteien zerrissen, die sich jahrelang bekämpften. Im zweiten und im dritten
Jahrzehnt büßten Spanien und Portugal durch Aufstände ihre süd-
amerikanischen Kolonien ein, die sich für selbständige Staaten erklärten.
§ 31. Der Griechische Freiheitskampf (1821—1829). Der Wunsch
nach Freiheit und Selbständigkeit rief die christlichen Völker der Balkan-
Halbinsel zum Kampf gegen die Herrschaft der Türken. Die im Auslände
lebenden Griechen, die schon in der Zeit Napoleons Vereine („Hetänett") zur
Befreiung ihres Vaterlandes gebildet hatten, lieferten jetzt ihren Lands-
leuten die Mittel zum Kriege.
^ Moldau und der Walachei stellte sich Alexander Apsilauti an die
Spitze eines Aufstandes; er wurde jedoch von den Türken geschlagen und
rettete sich nach Österreich, wo man ihn gesangen hielt. Bald daraus erhoben
sich die Mainoten in Morea. Die Sache der Griechen erweckte die größte
Teilnahme in Europa; die gebildete Jugend, von Schwärmerei für die
Herrlichkeit des alten Griechenlands erfüllt, begeisterte sich für ihren Freiheits-
kämpf. Von allen Seiten eilten Freiwillige („Philhellenen"! zur Teilnahme
herbei. Als die Türken die unglückliche Bevölkerung mit furchtbarer Grau-
samkeit verfolgten, mischten sich die Mächte ein. England, Frankreich und
Rußland, wo Nikolaus I. 1825 auf seinen Bruder Alexander gefolgt war,
sandten gemeinsam eine Flotte nach dem Pelopouues. Sie zerstörte die türkisch-
ägyptische Flotte bei Navarino (Oktober 1827). Daraus eroberte ein russisches
Heer die Donaufürstentümer und überschritt den Balkan, ein anderes drang in
Armenien ein. Im Frieden zu Adrianopel (1829) trat die Türkei einige Gebiete