Lieder.
5. Maienthau.
1. Auf den Wald und auf die Wiese, 3. Mit dem Thau der Maienglocken
Mit dem ersten Morgengrau, Wäscht die Jungfrau ihr Gesicht,
Träuft ein Quell vom Paradiese, Badet sie die goldnen Locken,
Leiser, frischer Maienthau; Und sie glänzt von Himmelslicht;
Was den Mai zum Heiligthume Selbst ein Auge, roth geweinet,
Jeder süßen Wonne schafft, Labt sich mit den Tropfen gern,
Schmelz der Blätter, Glanz der Blume, Bis ihm freundlich niederscheinet,
Würz' und Duft, ist seine Kraft. Thaugetränkt, der Morgenstern.
2. Wenn den Thau die Muscheltrinket, 4. Sink denn auch auf mich hernieder,
Wird in ihr ein Perlenstrauß; Balsam du für jeden Schmerz!
Wenn er in den Eichstamm sinket, Netz' auch mir die Augenlider,
Werden Honigbienen draus; Tränke mir mein dürstend Herz!
Wenn der Vogel auf dem Reise Gib mir Jugend, Sangeswonne,
Kaum damit den Schnabel netzt, Himmlischer Gebilde Schau,
Lernet er die helle Weise, Stärke mir den Blick zur Sonne,
Die den ernsten Wald ergetzt. Leiser, frischer Maienthau!
Uhlund.
6. Der Lenz.
1. Da kommt der Lenz, der schöne Junge,
Den alles lieben muß,
Herein mit einem Freudensprunge
Und lächelt seinen Gruß.
2. Und schickt sich gleich mit frohem Necken
Zu all' den Streichen an,
Die er auch sonst dem alten Recken,
Dem Winter, angethan.
3. Er gibt sie frei, die Bächlein alle,
Wie auch der Alte schilt,
Die der in seiner Eisesfalle
So streng gefangen hielt.
4. Schon ziehn die Wellen flink von dannen
Mit Tänzen und Geschwätz,
Und spötteln über des Tyrannen
Zerronnenes Gesetz.
5. Den Jüngling freut es, wie die raschen
Hinlärmen durchs Gefild,
Und wie sie scherzend sich enthaschen
Sein aufgeblühtes Bild.