66
II. Die Römer.
§ 37,38
wieder christlich. Theodosius unterdrückte das Heidentum vollends. Bei
395. seinem Tode, 395, erhielt der Germane Stilicho den Oberbefehl über
die Streitkräfte des Gesamtreiches, während Arkädins den Osten, Honörins
den Westen verwalten sollte. Aber die staatliche Einheit war nicht mehr
aufrechtzuerhalten, zwei selbständige Reiche bildeten sich: das Morgenland
mit der Hauptstadt Koustantinopel (unter Arkadius), das Abendland mit
der Hauptstadt Rom (unter Honorius). Der letzte Kaiser des West-
476. römischen Reiches, Romulus Angnstulus, wurde 476 von dem germa-
nischen Heerführer Odoaker entthront; das Oströmische Reich bestand
1453. noch bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453.
§ 38. Rückblick.
Aus kleinen Ansängen hat sich Rom zu einer weltgebietenden Stellung
emporgearbeitet. Befähigt wurden die Römer dazu durch ihre hervor¬
ragende kriegerische Tüchtigkeit, ihre Ausdauer im Unglück und ihre Ge-
schicklichkeit, die Gegner zu trennen und gegeneinander aufzustacheln. Nach¬
dem sie diese Eigenschaften in den vielen Kämpfen mit den italischen
Stämmen ausgebildet hatten, war es eine natürliche Folge, daß sie auch
die übrigen Völker am Mittelmeer angriffen und ihre Eroberungen immer
weiter ausdehnten.
Kein Weltreich ist von so langer Dauer gewesen wie das römische.
Waren die Unterworfenen auch manchen Bedrückungen ausgesetzt, so machten
sie doch selten Versuche, sich loszureißen. Nicht nur die Legionen ketteten
sie an Rom; noch mehr taten das die augenfälligen Verbesserungen, die
sie der römischen Herrschaft verdankten.
Aber die Eroberung selbst führte zum Verfall des herrschenden
Volkes. Die Reichtümer, die aus den eroberten Ländern nach Rom kamen,
und in ihrem Gefolge der übertriebene Aufwand, die Spiele, die Getreide-
spenden, auch der Umstand, daß in den Metzeleien der Bürgerkriege gerade
die Tüchtigsten hingeopfert wurden, bewirkten Sittenlosigkeit und Entartung.
Die Verbreitung der Religion Jesu Christi wurde durch die Ein-
richtnngen des Römischen Reiches mächtig gefördert. Aber die Kaiser,
von denen es den meisten an Machtmitteln und sittlichem Ernst fehlte,
waren im allgemeinen nicht geeignet, dem Christentum Schutz und Ansehen
zu gewähren. Das konnte auf die Dauer nur das den Römern an Kraft
und Sittenreinheit überlegene Germanentum.
Wir teilen die römische Geschichte in vier Zeitabschnitte:
I. Bis zur Neuordnung der Konsulwahl, 366. Begründung der
staatlichen Verhältnisse.
II. Bis zur Revolution der Gracchen, 133. Roms Heldenzeit.
III. Bis zur Alleinherrschaft des Octavianus, 30 v. Chr. Die Zeit
der Bürgerkriege.
IV. Die Kaiserzeit.
Bergleiche die vier Perioden der römischen Geschichte mit denen der griechischen!