Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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Die Neuzeit. 
nicht Vernachlässigte, sondern so gewissenhaft erfüllte wie kein anderer Fürst. 
Als „erster Diener des Staates" griff er persönlich in alle Zweige der 
Verwaltung ein*) und kümmerte sich um das Kleinste. Auf zahlreichen 
Weisen**) lernte er die Zustände genau kennen. Um die Leistungsfähigkeit 
und den Wohlstand zu heben, ließ er Sümpfe entwässern (Oderbruch), 
Kanäle graben (Plauenscher Kanal, Finowkanal) und Fabriken anlegen. Das 
Gerichtswesen wurde völlig umgestaltet und das „allgemeine preußische 
Landrecht" vorbereitet. Die schriftstellerischen Arbeiten des Königs 
zeigen seine umfassenden Kenntnisse und sein scharfes Urteil. Seine gefchicht- 
lichen Werke***) gehören zu den wichtigsten Quellen des vorigen Jahr- 
Hunderts. Auch die Flöte ruhte nicht. 
Der siebenjährige Krieg, ^756—63. a) Ursache. Maria Theresia 
schloß, um Schlesien wiederzugewinnen, Bündnisse mit mehreren Mächten, 
welche auf das rasch emporstrebende Preußen neidisch waren, zunächst mit 
Rußland, wo Peters des Großen unwürdige Tochter Elisabeth regierte, 
und mit Sachsen. Dann trat auch Frankreich dem Bündnisse bei, wo 
unter Ludwig XV. die Marquise von Pompadour die Staatsangelegenheiten 
nach ihren Launen leitete. (Wie war bis dahin das Verhältnis zwischen 
Frankreich und Österreich gewesen?) Dagegen schloß England, welches mit 
Frankreich wegen der Ansiedlungen in Amerika im Streite lag, ein Bündnis 
mit Preußen. 
b) Lobositz und Pirna. Friedrich II., von den Plänen seiner Gegner 
1756. genau unterrichtet, kam ihnen zuvor und fiel 1756 in Sachsen ein. Er 
umzingelte das sächsische Heer bei Pirna und nahm es, nachdem er die 
zum Entsatz heranrückenden Österreicher bei Lobositz geschlagen hatte, gefangen. 
*) Randbescheide Friedrichs des Großen. 1. An den Präsidenten des Konsistoriums: 
„Die Religionen Müssen alle Tolleriret werden, ... den hier mus ein jeder nach Seiner 
Faßon Selich werden." — 2. An einen Hauptmann, der zum Major befördert zu werden 
wünschte: „Das Regiment ist beständig vohr den Feindt gelaufen, und mus er nothwendig 
allerwegens mitgelaufen Seindt; ich avansire die Officiers, die den Feindt geschlagen haben, 
aber nicht diejenigen, die nirgendt sich gehalten haben." — 3. An einen Kaufmann, welcher 
um Erlaubnis und Unterstützung zur Anlegung einer Arrak- und Rumfabrik gebeten 
hatte: „Ich wills den Teufel thun; ich wünsche, daß daß giftig, garstigs Zeug gar nicht 
da Wäre und getrunken würde." 
**) Das Reisen in damaliger Zeit war bei den schlechten Wegen und Wagen recht 
beschwerlich. Privatleute reisten meistens mit der Post, häufig mit Extrapost, da die 
gewöhnlichen PostVerbindungen selten waren. Mehr als 40 Kilometer am Tage wurden 
durchschnittlich nicht zurückgelegt. Unglücksfälle gehörten zur Tagesordnung. 
***) Das Hauptwerk aus dieser Zeit ist die „Histoire de mon Temps". Später 
schrieb er u. a. die ,,Histoire de la Guerre de sept ans".
	        
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