Vierte Periode. Die Zeit der Kreuzzüge und der Hohenstaufen.
2. Die Teilnahme an den Areuzzügen war eine außerordentlich
große, obgleich die Kreuzfahrer ihr Besitztum, ihre Heimat, ihre Familie
im Stiche ließen, um in unbekannter Ferne sich den größten Gefahren
auszusetzen. Denn:
a) Hohen Lohn im Jenseits erwarteten die Kreuzfahrer, welche
ihrem obersten Gesolgsherrn, Christus, folgten.
b) Der Zauber des märchenhaften Morgenlandes, unterhalten
durch die Erzählungen der Pilger und Lieder der fahrenden Sänger,
machte die Abenteuerlust rege.
c) Die traurigen Zustände in den europäischen Ländern: die
Fehden der Großen und die Unterdrückung des Bauernstandes, trieben
viele in die Fremde. Unfreie erhielten durch eine Kreuzfahrt die
Freiheit.
Aus der großen Zahl der Kreuzzüge scheidet man meistens sieben
wegen ihrer größeren Bedeutung aus.
3. Der erste Rreuzzug. Außer deu ungeordneten Haufen niederen
1096. Volks, die im Frühjahr 1096 nach dem Heiligen Lande aufbrachen,
aber nicht einmal Kleinasien erreichten, setzten sich in diesem Jahre
eine halbe Million Streiter zu Fuß und zu Roß, großenteils aus
Frankreich und Unteritalien, in Bewegung. Die Beteiligung der
schwerer zu bewegenden Deutschen an diesem Zuge, wie auch an den
folgenden, war nicht annähernd so stark wie die der Romanen; doch
war einer der hervorragendsten Führer, Gottfried von Bouillon,
Herzog von Niederlothringen. Auf verschiedenen Wegen zogen die
Kreuzfahrer nach Konstantinopel und machten den Marsch dnrch Klein-
asien trotz Hitze und Hunger unter fortwährenden Kämpfen gegen die
1098. Türken und innerem Hader. Nach langer Belagerung nahmen sie 1098
die Festung Antiochia ein, wurden dann aber von einem großen
türkischen Heere eingeschlossen. Als die Not aufs höchste gestiegen
war, wurden sie durch die Auffindung der „heiligen Lanze" so be-
geistert, daß sie in einem Ausfall das feindliche Heer in die Flucht
schlugen. Nur ein Rest von 20000 Mann erreichte im folgenden
Jahre das Ziel und erstürmte nach kurzer Belagerung das wohl-
1099.befestigte und tapfer verteidigte Jerusalem.
Mehr als ein anderer Fürst mußte der Kaiser sich berufen fühlen, an die Spitze
eines Kreuzzuges zu treten; warum konnte Heinrich IV. nicht daran denken?
Das Königreich Jerusalem. Gottfried von Bouillon, dem
von den Fürsten die Königskrone angetragen wurde, nannte sich nur
1100. „Beschützer des Heiligen Grabes". Er erlag 1100 den Anstrengungen
und dem ungewohnten Klima. Sein Bruder Balduin wurde der