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48. Die sieben Stäbe.
Ein Landmann hatte sieben Söhne, welche öfter miteinander
stritten. Sie versäumten durch das Zanken und Streiten oft die
Arbeit; ja, böse Menschen zogen Nutzen aus dieseu Streitig¬
keiten und wollten die Söhne nach dem Tode ihres Vaters des
väterlichen Erbes berauben.
Eines Tages rief der Vater alle sieben Söhne zusammen,
legte ihnen sieben Stäbe vor, welche fest zusammengebunden
waren, und sagte: „Ich zahle demjenigen, welcher diese sieben
Stäbe bricht, hundert Taler." Einer nach dem andern wandte
alle seine Kräfte an. Endlich sagte jeder: „Es ist nicht möglich!"
— „Und doch", sagte der Vater, „ist nichts leichter!" Er löste das
Bündel auf und zerbrach einen Stab nach dem andern mit leichter
Mühe. „Ei", riefen die Söhne, „so ist es freilich ganz leicht; so
könnte es ein kleiner Knabe!" Der Vater sprach: „Wie es mit
diesen Stäben ist, so ist es mit euch, meine Söhne. Solange ihr
einig seid, werdet ihr euch aufrecht erhalten, und niemand wird
euch schaden können. Wenn ihr aber nicht einig seid, so wird es
euch gehen wie den Stäben, welche hier zerbrochen auf dem
Boden zerstreut sind." Chr. o. Schund.
49. Dret Rätsel.
\. Ihrer zwei, die sind ein wunderlich paar,
sie vertragen sich freundlich, das ist wahr;
du siehst sie immer zusammengehen
und wieder ganz still beieinander stehen.
Doch haben sie alle die Jahre lang
noch kein Wort gesprochen auf ihrem Gang. —
2. <£s sind zwei Fenster, die man trägt,
wo jedes sich von selbst bewegi.
Ulan guckt durch sie nicht in das Haus,
doch desto mehr guckt man heraus. —
3. Wer kann das raten? Der sag's geschwind!
Es ist meiner guten Eltern Aind;
doch ist es nicht der Bruder mein,
auch nicht mem liebes öchwesterlein.
In aller Welt, wer mag das sein?
Oberll.-Leseb.
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