Full text: Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Das Deutsche Reich des Mittelalters. 
in der entscheidenden Stunde im Stiche. So verlor Friedrich die Schlacht 
bei Legnano in der Nähe von Mailand. Alle Früchte der frühern 
Kämpfe waren dahin. 
Friede. Bei dem Friedensschlüsse mußte der Kaiser den lombardischen 
Städten die erworbenen Freiheiten zugestehen, dagegen erkannten die 
Städte die Oberhoheit des deutschen Kaisers an. Auch zwischen dem 
Kaiser und dem Papste Alexander III. kam eine Aussöhnung zustande. 
Achtung Heinrichs des Löwen. Sobald der Kaiser nach Deutschland 
zurückgekehrt war, sprach er über Heinrich den Löwen die Reichsacht 
aus und erklärte ihn der Herzogtümer Sachsen und Bayern verlustig. 
Heinrich setzte sich zur Gegenwehr, mußte sich aber unterwerfen. Seine 
Erbgüter Braunschweig und Lüneburg behielt er; aber auf drei Jahre 
mußte er das Reich verlassen. 
Heinrichs Verdienste. Wie schwer Heinrich gegen den Kaiser auch 
gefehlt, große Verdienste hat er sich um das Reich erworben. Er hielt 
Ruhe und Ordnung in seinen Erblanden aufrecht; er brachte den heidnischen 
Obotriten und Wenden in Mecklenburg christliche Kultur. Die Städte 
München, Lübeck, Braunschweig und Hamburg hat er teils gegründet, 
teils zu hoher Blüte gebracht. Helmold, der älteste Chronist des Wenden- 
landes, sagt: „Das ganze Land, wie es sich von der Eider an zwischen 
der Elbe und der Ostsee bis nach Schwerin erstreckt, einst ein mit Schreck- 
nissen erfülltes, fast wüstes Gebiet, ist nun gleichsam eine zusammen- 
hängende sächsische Kolonie geworden, wo Städte und Burgen gebaut 
werden, wo sich die Kirchen und die Priester mehren." 
Sachsen und Bayern. Das Herzogtum Bayern erhielt Pfalzgraf 
Otto von Wittelsbach, dessenNachkommen heute die Königskrone von 
Bayern tragen. Das Herzogtum Sachsen wurde geteilt in ein Herzog- 
tum Westfalen und ein Herzogtum Sachsen-Wittenberg; jenes 
erhielt der Erzbischos von Eöln, dieses ein Sohn Albrechts des 
Bären, des Markgrafen von Brandenburg. 
Friedrichs letzter Zug nach Italien. Zum sechsten Male zog Friedrich 
nach Italien, nicht um zu kämpfen, fondern um ein Freudenfest zu be- 
gehen. In dem wiedererbauten Mailand feierte er die Vermählung feines 
Sohnes Heinrich mit Konstanze, der Erbtochter des Königs Roger II. 
von Apulien und Sizilien. Roger war Normanne. Zur Zeit des Papstes 
Gregor VII. Hatten die Normannen in Apulien und Sizilien die Herr¬ 
schaft begründet, und ihr König trug seine Krone als päpstliches Lehen. 
Zug nach Polen. Wichtiger für die Ausbreitung der deutschen 
Kultur als die Züge nach Italien war ein Zug Friedrichs nach Polen. 
Der Polenherzog leistete den Huldigungseid. Schlesien, das bis dahin 
zu Polen gehört hatte, erhielt eigne Herzöge. Durch diese wurde das 
Land der deutschen Kultur zugänglich. Deutsche Ansiedler und 
deutsche Rechtsordnungen fanden Eingang und gewannen allmählich die
	        
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