Full text: Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 3)

86 Vom Ausbruche der Französischen Staatsumwälzung bis zum Sturze Napoleons I. 
gestanden hatten, wurden nun frei. Sie konnten selbst Land erwerben, 
Handel und Gewerbe treiben und bei Fleiß und Sparsamkeit es zu einem 
gewissen Wohlstande bringen. 
Die Städte sollten von nun an ihre Verwaltung selbst führen, 
damit die Bürger Anteil an dem Aufblühen der Städte nähmen. 
Auch die Verwaltung des Staates wurde ganz umgestaltet und 
die größte Sparsamkeit eingeführt. Was die königliche Familie an Gold 
und Silber besaß, gab sie hin, damit Geld daraus geprägt würde, um 
die große Schuldenlast zu tilgen. 
Stein hatte in einem Privatbriefe geschrieben, daß die Bewohner 
der abgetrennten Provinzen, namentlich die Westfalen, in der Liebe und 
Treue zu dem preußischen Königshause erhalten werden müßten, damit 
sie beim Ausbruche eines Krieges sich auf preußische Seite stellten, wohin 
sie gehörten. Dieser Brief wurde von den Franzosen aufgefangen, und 
Napoleon verlangte nun die Verbannung Steins. An seine Stelle trat 
Hardenberg, der im Geiste seines Vorgängers die Verwaltung weiter- 
führte. 
Scharnhorst. Die Umgestaltung des Heerwesens unternahm 
Scharnhorst. Er war, wie Hardenberg, ein geborener Hannoveraner, 
der in preußischen Dienst getreten war. Scharnhorst war ein Mann 
von seltenen Eigenschaften. Was er als richtig anerkannt hatte, führte 
er durch. Sein Wesen war milde, aber entschlossen, genügsam und un- 
eigennützig. In seinem Auftreten wie in seinem Wirken und Schaffen 
hat er große Ähnlichkeit mit dem Feldmarschall Moltke. 
Scharnhorst stellte den Grundsatz auf, daß alle dienstfähigen Söhne 
Preußens zur Verteidigung des Vaterlandes verpflichtet seien. So kam 
die sogenannte allgemeine Wehrpflicht zur Geltung, und der Soldaten- 
dienst wurde eine Ehrensache für jeden Bürger. 
Im Frieden zu Tilsit war Preußen die Verpflichtung aufgenötigt 
worden, nicht mehr als 42 000 Soldaten unter den Waffen zu halten. 
Um trotzdem eine größere Heeresmacht kriegsfähig zu machen, wurden 
die Soldaten so rasch wie möglich für den Krieg eingeübt, dann sofort 
entlassen und andre an ihrer Stelle ausgehoben und in gleicher Weise 
geschult. Ohne daß das stehende Heer die Zahl von 42 000 Mann über¬ 
schritt, wurden auf diese Weise in drei Jahren 150 000 Mann für den 
Kriegsdienst vorbereitet. 
Die drei Männer: Stein, Hardenberg und Scharnhorst haben durch 
ihre wohlberechneten Vorbereitungen zu dem Erfolge der Freiheitskriege 
bedeutend beigetragen. 
Geistige Umgestaltung. Auch Männer der Wissenschaft und gott- 
begnadete Sänger trugen in ihrer Art zur geistigen Wiedergeburt des 
Volkes bei. Der Sprachforscher und edle Freund Schillers, Karl Wil- 
Helm von Humboldt, regte die Gründung einer Universität zu Berlin
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.