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Zeit lebte, die über hundert Jahre nichts als den Greuel der Verwüstung,
Mord und Raub, Verrat und Grausamkeit gesehen hatte.
Klodwigs Bedeutung für die Weltgeschichte ist nicht zu unterschätzen.
Er hat romanische und germanische Stämme zu einem mächtigen
Fränkischen Reiche geeinigt; er hat die christlichen Kräfte gesammelt,
um die christliche Kultur gegen die Stürme zu schützen, die nicht lange
nachher über sie hereinbrachen, von Osten durch die heidnischen Slawen,
von Süden durch die Araber.
Klodwigs Nachfolger. Klodwig teilte sein Reich unter seine Söhne.
So verlangte es die Sitte der Franken. Diese eroberten das Land der
Thüringer und Burgund.
Die letzten merowirigischen Könige waren Schwächlinge, die die
Verwaltung des Landes und seine Verteidigung gegen äußere Feinde
ihren Ministern überließen. Ihre hauptsächlichste Regiernngshandlnng
bestand darin, daß sie am 1. März eines jeden Jahres bei der großen
Truppenschau, die das Märzfeld genannt wurde, auf einem mit Ochsen
bespannten Wagen erschienen, die Geschenke der Vasallen in Empfang
nahmen und sich dann wieder nach Hause begaben. So wurde durch die
Untätigkeit der Könige die Stelle des ersten Ministers sehr einflußreich,
und dieser Einfluß wurde dadurch erhöht, daß sich das Amt in der Familie
Pipins von Landen vererbte. Maior domus wurde der erste Minister
im merowingischen Reiche genannt, d. h. Verwalter des königlichen
Hauses. Unter dem Namen Hausmeier sind die Inhaber dieses Amtes
bekannt und berühmt geworden.
Die Hausmeier. Die Hausmeier stammen aus den: heutigen Belgien;
denn die Namen Pipin von Landen und Pipin von Heristal^)
deuten auf belgischen Ursprung hin. Der bedeutendste Maior domus ist
Karl Martell oder Karl der Hammer. Die Geschichte nennt ihn so,
weil er die Araber im Jahre 732 zwischen Tours und Poitiers so ent-
scheidend schlug, daß sie das Frankenland in der Folge nicht mehr betreten
haben. Karl Martells Sohn Pipin setzte den König Childerich im
Jahre 751 ab und ließ sich selbst zum Könige der Franken wählen.
Einführung des Christentums im Fränkischen Reiche. Am Rhein und
an der Donau, wo die Römer geherrscht und Städte gegründet hatten,
hatte schon seit dem zweiten Jahrhundert nnsrer Zeitrechnung die christ-
liche Religion Eingang gefunden. Nicht wenig hatten dazu römische Sol¬
daten und römische Kaufleute beigetragen.
Klodwigs Übertritt zum Christentum fand Nachahmung im ganzen
Frankenlande. Auch im Innern Deutschlands wurde unter Klodwig und
seinen Nachfolgern die christliche Lehre gepredigt. Die Glaubensboten
kamen meist aus Irland oder Südschottland. So Fridolin, der am
Oberrhein predigte und das Kloster Säckingen im heutigen Badeu
x) Heristal, jetzt Herstal, liegt an der Bahnstrecke Lüttich — Mastricht, Landen
in der Provinz Lüttich.