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Geschichte der Römer.
Ihm folgte sein angenommener Sohn Autoninus Pius, ein milder
Fürst; diesem Mark Aurel, ein Philosoph und Kriegsheld. Er starb zu
Wien im Kampfe gegen den deutschen Stamm der Markomannen. Auch
er war von seinem Vorgänger an Kindesstatt angenommen worden.
Diese sogenannten Adoptivkaiser regierten das Reich fast ein Jahr-
hundert, von 96 bis 180 n. Chr. Im ganzen war ihre Zeit eine glückliche.
Die Kaiser unter öer Herrschaft der prätorianer. Unter dem
schwachen Sohne Mark Aurels erlangten die Prätorianer, die Leibgarde
der Kaiser, eine verderbenbringende Macht. Den Meistbietenden Feldherrn
riefen sie zum Kaiser aus; sobald er ihnen mißliebig geworden war, setzten
sie ihn ab oder ermordeten ihn. So waren die Kaiser ein Spielzeug in ber
Hand dieser habgierigen Soldateska. Länger als ein Jahrhundert hat diese
ihr Unwesen getrieben (180—284).
Diokletian. Diokletian war aus niederem Stande. Durch Klugheit
und Entschlossenheit schwang er sich zum Kaiser empor. Er brach den
Übermut der Prätorianer; indem er diese Truppe verminderte und teilte.
Dann teilte er das Reich und nahm einen Mitkaiser an. Die beiden
Kaiser führten den Titel Augustus. Jeder Augustus erwählte sich einen
Cäsar oder Unterkaiser, der das Recht der Nachfolge und einen
besonderen Verwaltungsbezirk hatte. So hatte das Reich in der That
vier Herrscher.
Diokletian erblickte in der heidnischen Religion die beste Stütze des
Staates. Deshalb eröffnete er eine grausame Christenverfolgung, die
grausamste, die das römische Reich gesehen hat. Es ist eine auf-
fallende Thatsache, daß die Christenverfolgungen nicht nur
von schwächlichen und entarteten Kaisern, wie Nero, ins Werk
gesetzt werden, sondern vorzugsweise von tüchtigen und sonst
guten Fürsten; diese Thatsache hat ihre große Bedeutung; denn
glorreicher siegt, wer im Kampfe mit dem Starken seine Über-
legenheit behauptet.
Konstantin der Große. Die Teilung des Reiches brachte auf die
Dauer keinen Segen. Die einzelnen Kaiser bekämpften sich gegenseitig. Im
Jahre 324 ging Konstantin der Große als Sieger aus diesen Kämpfen
hervor und regierte von nun an allein. (Fig. 51.)
Ausbreitung des Christentums. Schon während dieser Kämpfe
hatte er mit seinem Mitkaiser Licinins am 13. Juni 313 von Mailand
aus deu großen Freiheitsbrief des Christentums erlassen. Drei
Jahrhunderte lang hat die christliche Kirche im römischen Reiche ein
verborgenes Dasein gefristet. In den unterirdischen Gewölben der
Katakomben (Fig. 57) und in Privatzimmern wurde der Gottesdienst
gehalten. Sobald sie sich an die Öffentlichkeit wagte, zerstörten blutige