Contents: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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fein grenzenloser Uebermuth blieb doch. Als Sohn Jupiters forderte er 
sogar göttliche Verehrung. 
„ H- 3m 2ahre 327 n. Chr. unternahm Alexander noch einen sieg¬ 
reichen Zug nach Indien. Als er aber auch am Hyphasis, dem östlichen 
Grenzflüsse des Pendfchab, noch nicht Halt machen wollte, empörte sich fein 
Heer. Da sprach Alexander: „Ich werde weiter ziehen, und es werden sich 
noch genug finden, die mich begleiten; wer nicht will, der kehre um und 
verkündige daheim, daß er seinen König verlassen hat!" Dann verschloß 
er sich drei Tage lang und ließ sich nicht sehen. Alles umsonst; er mutzte 
sich zum Rückzüge entschließen. Nachdem er heitere Spiele veranstaltet 
und an der Stelle der Umkehr zwölf turmhohe Altäre hatte erbauen lassen, 
kehrte er mit dem Landheere auf ödem, beschwerlichem Wege, von Hunger, 
Durst und Hitze geplagt, nach Babylon zurück. Der andere Theil war 
auf einer Flotte den Indus hinab und durch das indische Meer heim= 
gesegelt. 
Aufs beharrlichste verfolgte nun Alexander feinen Plan, die Völker 
Asiens und Europas zu vereinigen und das ganze Reich auf die höchste 
Stuse der Bildung zu erheben. Er selbst vermählte sich mit der Tochter 
d's Darius und gab vielen seiner griechischen Feldherrn und Krieger 
Perserinnen zu Frauen. Mitten in seinen großen Plänen überfiel ihn 
eine heftige Krankheit. Die ungeheuren Anstrengungen, die Trauer über 
den Tod feines besten Freundes und besonders feine schwelgerischen Ge¬ 
nüsse hatten seine Kraft gebrochen. Als die Feldherrn, welche trauernd 
an feinem Krankenlager standen, ihn fragten, wen er zu feinem Nach¬ 
folger bestimme, antwortete er: „Den Würdigsten." Dann starb er im 
Alter von 33 Jahren. Das unendliche Reich wurde nach Alexanders Tode 
in mehrere Reiche getheilt. 
16. Romulus (754). 
1. In dem schönen Italien lag vor uralter Zeit die Stadt Alba 
longa, in welcher einst zwei Brüder, Numitor und Amulius, re¬ 
gierten. Der herrschsüchtige Amulius verdrängte seinen sanften Bruder 
von der Regierung, tödtete dessen Sohn und machte Numitors Tochter, 
Rhea Silvia, zur Priesterin. Als solche durfte sie niemals heirathen. 
So vermeinte Amulius des Thrones für immer sicher zu sein. Als nun 
aber Rhea Silvia heimlich sich dem Gotte Mars vermählte und Zwillings¬ 
söhne bekam, erwachte des Königs Furcht aufs neue. Er ließ die Mutter 
lebendig begraben und befahl, die beiden Söhne, Romulus und Remus, 
in der Tiber zu ertränken. Die königlichen Diener legten die Kinder 
in einen Korb und fetzten denselben, da die Tiber das Land gerade über¬ 
schwemmt hatte, nicht in den eigentlichen Fluß, sondern in das aus¬ 
getretene Wasser. Der Korb blieb an einem wilden Feigenbaum hängen, 
und als das Wasser wieder gefunken war, stand er auf dem Trockenen. 
Das Geschrei der Kinder lockte eine Wölfin herbei; diese trug sie in ihre 
Höhle und säugte sie. Hier fand sie der Hirt Faustülus, krackte sie
	        
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