Iie geschichtlichen Kauptereignisse vom Westfälischen
Irieden bis zur Hegenwart
unter besonderer Merücklichtigung der brandenönrgisch preußischen
Geschichte.
Die )M\k Hälfte des 17. Jahrhunderts.
1. Das Deutsche Reich.
Während des dreißigjährigen Krieges war Kaiser Ferdinand II. ge-
storben. Sein Sohn Ferdinand HI. folgte ihm. Unter seiner Regierung
wurde der Westfälische Friede geschlossen. Auf Ferdinand III. folgte dessen
Sohn Leopold I., der 47 Jahre das Reich regierte. Seine Regierung
war vielbewegt. Er hatte einen dreifachen Kampf zu bestehen, und zwar
gegen Ludwig XIV. von Frankreich, gegen die Türken und gegen einen
Aufstand in Ungarn.
Kämpfe gegen Ludwig XIY. In den Kämpfen gegen Ludwig XIV.
ging das Elsaß mit der Hauptstadt Straß bürg an Frankreich verloren.
Kaiser Karl V. hatte einst gesagt, wenn Wien und Straßburg zugleich
in Gefahr wären, würde er zuerst Straßburg zu Hilfe kommen. In der
That war diese Stadt das gewaltigste Bollwerk Deutschlands, und sie
wurde jetzt eine der ersten Festungen Frankreichs. Ihren Kriegsruhm
haben die Franzosen durch die schrecklichen Verwüstungen der Pfalz und
der benachbarten Landstriche geschändet. Die blühenden Städte Heidel-
berg, Mannheim, Speier, Worms und viele andere Orte zu beiden Seiten
des Rheins sanken im Jahre 1689 in Asche, die Einwohner wurden
ausgeplündert und in schrecklicher Weise mißhandelt, die Kaisergräber im
Dome zu Speier verwüstet; die Stätten großer Erinnerungen waren nur
noch ein Haufe Trümmer. Mit Recht brandmarkt die Geschichte diese
Kriege mit dem Namen Raubkriege.
Die Türkenkriege. Glücklicher war der Kaiser in den Kriegen gegen
die Türken. Mit 200000 Mann zog der Türke im Jahre 1683 gegen
Wien. Zwei Monate war die Stadt eingeschlossen. Das Schicksal
Europas, die Selbständigkeit Deutschlands lagen in den Mauern Wiens.
Ein Wald von Zelten zog sich vom Ufer der Donau um die Stadt bis
wieder zum Ufer. Man zählte ihrer 25000. Die große Gefahr traf
in Wien auf ein Geschlecht von starken Herzen. Bürger, Handwerker,