Full text: Griechische und römische Geschichte (H. 1)

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Geschichte der Griechen. 
sich seine Soldaten weiterzuziehen. Zum Andenken an seine Taten und 
zum Danke gegen die Götter, die ihn so siegreich geführt hatten, ließ 
Alexander am Ufer des Flusses zwölf hohe, turmähnliche Altäre errichten. 
Dann fuhr er auf einer Flotte bis zur Mündung des Indus. Von 
hier segelte sein Admiral Neärchns an der Küste entlang nach Westen, 
um das Meer bis zur Mündung des Enphrat und Tigris zu erforschen; 
er selbst zog zu Lande durch die Sandwüste Gedrosien, das jetzige 
Belutschistan, wo tagelang keine menschliche Spur zu sehen war; tagsüber 
stechende Sonne und glühender Sand, nachts bittere Kälte und das Heulen 
hungriger Raubtiere; nirgends Speise und Trank, nirgends ein Obdach oder 
ein sicherer Weg. Sechzig Tage dauerte der qualvolle, verlustreiche Marsch. 
Alexanders letzte Regierungstätigkeit und sein Tod. Alexander 
plante ein Weltreich, in dem Mazedonier, Griechen und Perser gleich- 
gestellt und gleichberechtigt sein sollten; aber griechische Sprache und Bil- 
duug sollten vorherrschen. Die Verschmelzung der verschiedenen Völker- 
schasten suchte er durch mancherlei Mittel zu fördern: z. B. durch Ver- 
heiratung seiner Soldaten mit asiatischen Frauen, — er selbst feierte unter 
großen Festlichkeiten seine Vermählung mit einer Tochter des Darms; 
serner dadurch, daß er junge Perser in sein Heer ausnahm; besonders aber 
dnrch Gründung von Städten an den wichtigsten Punkten des Reiches. 
Diese Städte, deren er etwa 70 gegründet hat, wurden für ihre Land- 
schaften Pflanzstätten und Mittelpunkte griechischer Bildung und Sitten. 
Auf ihnen beruhte, außer in der Person des Königs und dem Heere, die 
Einheit des Reiches. 
Zur Hauptstadt seines Reiches bestimmte er Babylon. Hier fanden 
sich nach seiner Rückkehr aus Indien Gesandtschaften aller Nationen ein, 
um ihm zu huldigen. Da erlag er im Jahre 323, erst 33 Jahre alt, 
zu Babylon einem tödlichen Fieber. 
§ 45. Auflösung des Reiches. Alexander hinterließ keinen regiernngs- 
fähigen Nachfolger. Daher entstand nach seinem Tode zwischen seinen 
Feldherren uud Statthaltern ein Kampf um das ($rbt. In diesem Kampfe 
zerfiel das Reich, und es bildeten sich neben mehreren kleineren Staaten 
drei große, die für längere Zeit Bestand hatten: Syrien mit den Haupt- 
städteu Antiochia und Selencia; Ägypten unter den Ptolemäern mit der 
Hauptstadt Alexandria; Mazedonien mit Griechenland. Unter den klei- 
neren Staaten erlangte das Königreich Pergamum im westlichen Klein- 
ästen die größte Bedeutung. 
Die Staaten der Nachfolger Alexanders; der Hellenismus. Nach 
der Auflösung des mazedonischen Weltreiches übernahmen Alexanders 
Nachfolger, die sogenannten Diadochen, die wichtigste Aufgabe, die 
er sich gestellt hatte: in den eroberten Ländern griechische Sprache und 
Gesittlmg auszubreiten. Den Diadochen war die griechische Bildung ein 
wirksames Mittel, ihre Länder zu regieren, Wohlstand und Gesittung
	        
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