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Geschichte der Römer.
III. Das römische Kaiserreich (31 v. Chr. — 476 n. Chr.).
§ 75. Augnstus (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Mit der Schlacht bei Aktium
Augustu- war bte greuelvolle Zeit ber Bürgerkriege zu Enbe, Oktavians Allein-
31 v. Chr. Herrschaft würbe von allen Parteien anerkannt. Der Senat verlieh ihm
i4 n.Chr. den Ehrennamen Augnstus, b. h. ber Erhabene; als oberster Kriegsherr
führte er ben Titel Imperator. Den Königsnamen legte er sich nicht
bet, sondern er gab sich den Schein, nur ber höchste Beamte des Reiches
zu sein. Die republikanischen Ämter, z. B. das Konsulat und die Prätur,
ließ er bestehen, doch beeinflußte er die Wahlen und übte über alle Be-
amteu eine genaue Aufsicht. Einige Ämter, wie bas des Oberpriesters,
ubernahm er selbst. Dem Senat ließ er klugerweise einen Teil seiner
Rechte.
Die Stadt Rom wurde von Augnstus sehr verschönert. Am Ende
der Republik gab es in Rom wohl schon einzelne Prachtgebäude, aber die
meisten Privathäuser waren damals noch ans Holz und Ziegeln gebaut.
Augustus kaufte viele dieser alten Häuser an, ließ sie niederreißen und
an ihrer Stelle ans Marmor schöne Tempel, Paläste, Theater und öffeut-
liche Bäder errichten. Namentlich schmückte er den Hauptmarktplatz, das
Forum, mit herrlichen Bauten.
Eilt Segen wurde die Kaiserherrschaft vor allem auch für die Provinzen
des Reiches. Die Erpressungen der Statthalter hörten auf, denn Augustits
zahlte ihnen ein bestimmtes Gehalt und zog sie wegen ihrer Amtsführung
zur Rechenschaft. Im ganzen Reiche hob sich im Frieden der Wohlstand
der Untertanen. Der Handel begann wieder zu blühen; in allen Ländern
des Reiches hatte mau dasselbe Maß und Gewicht und dieselben Münzen.
Nur der Kaiser hatte das Recht, Münzen prägen zu lassen.
Die Grenzen des Reiches wurden durch Festungen und durch ein
starkes Heer gesichert. Der Kaiser ernannte die Feldherren und Offiziere.
Er ließ sich von allen Soldaten den Fahneneid schwören; auch zahlte er
ihnen aus seiner Kasse den Sold. In Asien blieb der Euphrat die
Grenze, in Europa wurde die römische Herrschaft von den Alpen bis zum
Oberlauf der Donau vorgeschoben. Aber der Versuch, bas rechtsrheinische
Germanien zu unterwerfen, enbigte mit einer schweren Nieberlage. Im
$0hre ^ n. Chr. wurde Varus, ein Feldherr des Augustus, mit seinen
Schwcht im Legionen im Teutoburger Walde vollständig geschlagen. Seitdem be-
Zem°aibeaer^chränkte Augustus sich darauf, das linke Rheinufer durch eine Reihe von
Festungen zu sichern; das eigentliche Germanien blieb frei.
Augnstus förderte auch die Wissenschaften und Künste. Sein Zeit-
genösse war der Geschichtschreiber Livius, der eine große Geschichte
Roms verfaßt hat; auch die Dichter Vergil, Horaz und Ovid lebten
zur Zeit des Augustus, und namentlich die beiden ersten standen bei dem
Kaiser in hohem Ansehen. Die Werke dieser Dichter sind uns erhalten;
ebenso ein großer Teil der Geschichte des Livius.