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15. Glocken dürfen's nicht verkünden,
Boten nicht zur Leiche bieten.
Alle Herzen längs des Rheines
Fühlen, daß der Held verschieden.
16. Nach dem Dome strömt das Volk,
Schwarz, unzähligen Gewimmels;
Der empfing des Helden Leib/)
Seinen Geist der Dom des Himmels.
I. K e r n e r.
35. Seifried Schweppermann.
1. Der Kaiser Ludwig zog zur Schlacht
Hinaus mit seinen Treuen,
Denn gegen Östreichs Übermacht
Wollt' er den Kampf erneuen;
Gen Mühldorf zog er rasch voran.
Mit ihm der alte Schweppermann.
2. „Ihr seid ein biedrer, frommer Held,
Den Sieg wird Gott Euch schenken,
Drum, wack'rer Freund, wie's Euch gefällt.
Mögt Ihr das Treffen lenken!"
So sprach der Kaiser, „führt uns an,
Ihr, mein getreuer Schweppermann!"
3. Und blutig war der Kampf und schwer.
Gar mancher sank zur Erde;
Es klangen Schilde, Helm und Speer,
Es wieherten die Pferde,
Doch ruhig folgte seinem Plan
Der alte, kluge Schweppermann.
4. Und endlich wankt' der Feind und wich.
Die Siegstrompeten klangen.
Denn Östreichs Herzog, Friederich
Der Schöne, war gefangen.
Den Sieg und ew'gen Ruhm gewann
Der tapfre, fromme Schweppermann.
5. Zum Herzog sprach der Kaiser nun:
„Gott grüß Euch, lieber Vetter!
Ihr machtet tüchtig uns zu tun;
Doch seht, hier ist mein Retter!"
Und dankerfüllt umarmt sodann
Der Kaiser seinen Schweppermann.
0 In der Kaisergrust des Speierer Domes liegen Konrad II., Heinrich 131.,
Heinrich IV., Heinrich V., Philipp von Schwaben, Rudolf I., Adolf von Nassau
und Albrecht I.