Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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aleich eine feste Ordnung in ihren Ländern, womit das Faustrecht ein 
Ende hat. Das Streben nach bürgerlicher Freiheit fuhrt die Revolution 
herbei, in deren Gefolge vorübergehend ein Weltreich entsteht. Zwei neue 
Erdtheile werden entdeckt und erhalten europäische Kultur und Herrschaft. 
Kunst und Wissenschast, besonders die Naturwissenschast, Handel und Ge- 
werbe — Maschinen, Eisenbahnen, 'Telegraphen, Weltausstellungen —- 
nehmen einen gewaltigen Aufschwung, und die Bildung wird Gemeingut 
aller Stände. 
1. Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 
§. 54. Die Reformation in Deutschland bis 1521. 
1. Eine Reformation (Verbesserung) der Kirche war all- 
mählich immer notwendiger geworden. Die Jrrthümer und 
Mißbräuche derselben waren durch die vielen Sekten, durch 
das Auftreten einzelner Männer, durch die großen Koncilien 
des 15. Jahrhunderts den Völkern zum Bewußtsein gekommen, 
deren ganzes Leben zugleich durch wichtige Ereignisse einen 
Umschwung erfahren hatte. — Die Krankheit der Kirche bestand in 
dem Mißbrauch der fast unbegrenzten Gewalt der Päpste über Kirche und 
Staat, in der Sittenlosigkeit, Unwissenheit und Herrschsucht vieler Geist- 
licheu, in den zahlreichen Jrrthümern der Kirchenlehre, in der Vernach¬ 
lässigung der h. Schrift und des Predigtamtes, in der Werkheiligkeit und 
in dem Aberglauben oes Volkes. Daß aber diese Krankheit mehr und 
mehr erkannt wurde und das Bedmsniß ihrer Heilung vorhanden war, 
beweisen die Stimmen, welche darüber immer lauter wurden, Watbits 
und die Waldenser, Wiklef, Huß und die Hnssiten, ja selbst die Koncilien 
zu Pisa, Kostmjj und Basel, auf denen eine Wiederherstellung und Er- 
Neuerung der Kirche verlangt wurde. Dazu kam, daß überhaupt die großen 
Ereignisse in der zweiten Hälfte des Mittelalters — die Kreuzzüge, die 
Erfindungen des Schießpulvers und der Buchdruckerkunst, die Stiftung 
der Universitäten, die Eroberung Konstantin opels, die Entdeckung Amerikas 
und des Seewegs nach Ostindien — die Völker des Abendlandes in der 
allgemeinen Bildung gefördert hatten, so daß nun auch die Kirchenange- 
legenheiten mit andern Augen angesehen wurden. Nach manchen ver- 
geblichen Versuchen brachte das große Werk der Deformation 
in Deutschland ein einfacher Mönch zu Stande. Die Aus- 
breitung derselben geschah aber fast überall unter dem heftig- 
sten Widerstande der katholischen Kirche, welcher blutige Ver- 
folgungen und Religionskriege hervorrief, und zu einer 
gänzlichen Kirchentrennung führte. 
2. 1483 den 10. November wurde Dr. Martin Luther, 
der Sohn eines Bergmannes, zu Eisleben geboren. Er sollte 
zu Erfurt die Rechte studiren, wurde aber Augustinermönch 
und kam später nach Wittenberg als Professor und Prediger. 
— Von seinen aottessürchtigen Eltern, welche sich in Mansseld (bei Eis- 
leben) niedergelassen hatten, wurde er strenge erzogen und später auf die
	        
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