Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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religio« (333) — Das Blut der Märtyrer war der Same der Kirche 
und die schrecklichsten Verfolgungen endigten mit einem herrlichen Sieqe. 
Während noch im Osten des Reiches gegen die Christen gewüthet wurde, 
hatten sie in Spanien, Gallien und Britannien bei dem Kaiser Konstan- 
tins eine milde Behandlung; dieser meinte, da sie so treu gegen ihren 
Gott wären, würden sie auch ihrem Kaiser treu sein. Sein Sohn und 
Nachfolger Konstantin begünstigte die Christen, weil er erkannte, daß das 
Wort vom Kreuze die Welt überwinden werde. Er hatte auch an ihnen 
eine zuverlässige Stütze im Kamps mit seinen Nebenkaisern, gegen die er 
freilich oft treulos und gewaltthätig verfuhr. Auf einem Zuge gegen einen 
Mttkatser erbkckte er, so wird erzählt, Mittags am Himmel ein flammendes 
Kreuz mit der Unterschrift: In hesem Zeichen wirst du siegen! Seitdem 
ließ er seinen Legionen statt des Adlers das Kreuz des Erlösers voran-- 
tragen, und 312 gewährte er den Christen Religionsfreiheit. Als er Allein¬ 
herrscher geworden war (323), bekannte er sich offen zum Christenthum, 
keß seine Söhne von Christen erziehen, umgab sich mit christlichen Beamten, 
räumte den Christen prächtige Kirchen ein, berief auch das erste christliche 
Koucil zu Nicäa 325. Seine Mutter, die fromme H6lena, fand daS 
heilige Grab in Jerusalem wieder aus. Rom, der Hauptsch des Heiden- 
thums, konnte ihm keine erwünschte Residenz sein, daher machte er das 
wichtige, zwei Meere und zwei Wettiheile verbindende Byzanz zur Hauvt- 
stadt. Kurz vor seinem Tode ließ er sich taufen. 
2. Später bemühte sich sein Neffe Sultan der Abtrünnige vergebens-, 
dem Christenthum durch Begünstigung des Heidenthums zu schaden. 
Unter Theodösius d Gr. war der Sieg des Chriftenthums 
über das Heidenthnm vollendet; er untersagte durch ein strenges 
Gesetz den ganzen heidnischen Gottesdienst. Als er einst in Thessalonich 
unter dem Volk wegen eines Aufruhrs ein Blutbad hatte anrichten lassen, 
schrieb der Bischos Ambrosius von Mailand an ihn, hielt ihm seine Un- 
that vor, erinnerte ihn an David und bat ihn, durch aufrichtige Buße 
das Unrecht zu sühnen, da er sonst nicht am Abendmahl thetlnehmen 
könne. Theodosius unterwarf sich willig der Buße und wurde dann zur 
Feier des Abendmahls zugelassen. Er tbeilte (395) das römische 
Reich in das weströmische oder abendländische Kaiserthum 
mit der Hauptstadt Rom und in das oströmische, morgenlän- 
frische, byzantinische oder griechische Kaiserthum mit der Haupt, 
stadt Konstantinopel. Jenes fand in der Völkerwanderung 
durch Deutsche 47f? seinen Untergang. 
3. Mit dem Siege des Chriftenthums traten mancherlei 
Veränderungen in der Kirche ein, wobei vielfach die Reinheit und 
Einfachheit desselben verloren ging. Nebcn -Ostern und Pfingsten 
wurden Weihnachten und Himmelfahrt allgemeine Feste. Der 
Gottesdienst (Kultus) wurde prächtiger. Die Christen hatten nun 
schöne, mit Bildern geschmückte Kirchen, in welchen die Geistlichen in 
prunkvollen Gewändern thr Amt verrichteten, und hielten oft feierliche 
öffentliche Aufzüge (Prozessionen). Um das Andenken heiliger Männer 
lebendig zu erhalten, waren Bilder und Reliquien (d. h. Überreste, z. B. 
Stücke vom Kreuz Christi, Gebeine von Märtyrern) wohl geeignet. Eben 
so waren Reisen nach heiligen Ortern, z. B. nach Jerusalem, natürlich
	        
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