52
religio« (333) — Das Blut der Märtyrer war der Same der Kirche
und die schrecklichsten Verfolgungen endigten mit einem herrlichen Sieqe.
Während noch im Osten des Reiches gegen die Christen gewüthet wurde,
hatten sie in Spanien, Gallien und Britannien bei dem Kaiser Konstan-
tins eine milde Behandlung; dieser meinte, da sie so treu gegen ihren
Gott wären, würden sie auch ihrem Kaiser treu sein. Sein Sohn und
Nachfolger Konstantin begünstigte die Christen, weil er erkannte, daß das
Wort vom Kreuze die Welt überwinden werde. Er hatte auch an ihnen
eine zuverlässige Stütze im Kamps mit seinen Nebenkaisern, gegen die er
freilich oft treulos und gewaltthätig verfuhr. Auf einem Zuge gegen einen
Mttkatser erbkckte er, so wird erzählt, Mittags am Himmel ein flammendes
Kreuz mit der Unterschrift: In hesem Zeichen wirst du siegen! Seitdem
ließ er seinen Legionen statt des Adlers das Kreuz des Erlösers voran--
tragen, und 312 gewährte er den Christen Religionsfreiheit. Als er Allein¬
herrscher geworden war (323), bekannte er sich offen zum Christenthum,
keß seine Söhne von Christen erziehen, umgab sich mit christlichen Beamten,
räumte den Christen prächtige Kirchen ein, berief auch das erste christliche
Koucil zu Nicäa 325. Seine Mutter, die fromme H6lena, fand daS
heilige Grab in Jerusalem wieder aus. Rom, der Hauptsch des Heiden-
thums, konnte ihm keine erwünschte Residenz sein, daher machte er das
wichtige, zwei Meere und zwei Wettiheile verbindende Byzanz zur Hauvt-
stadt. Kurz vor seinem Tode ließ er sich taufen.
2. Später bemühte sich sein Neffe Sultan der Abtrünnige vergebens-,
dem Christenthum durch Begünstigung des Heidenthums zu schaden.
Unter Theodösius d Gr. war der Sieg des Chriftenthums
über das Heidenthnm vollendet; er untersagte durch ein strenges
Gesetz den ganzen heidnischen Gottesdienst. Als er einst in Thessalonich
unter dem Volk wegen eines Aufruhrs ein Blutbad hatte anrichten lassen,
schrieb der Bischos Ambrosius von Mailand an ihn, hielt ihm seine Un-
that vor, erinnerte ihn an David und bat ihn, durch aufrichtige Buße
das Unrecht zu sühnen, da er sonst nicht am Abendmahl thetlnehmen
könne. Theodosius unterwarf sich willig der Buße und wurde dann zur
Feier des Abendmahls zugelassen. Er tbeilte (395) das römische
Reich in das weströmische oder abendländische Kaiserthum
mit der Hauptstadt Rom und in das oströmische, morgenlän-
frische, byzantinische oder griechische Kaiserthum mit der Haupt,
stadt Konstantinopel. Jenes fand in der Völkerwanderung
durch Deutsche 47f? seinen Untergang.
3. Mit dem Siege des Chriftenthums traten mancherlei
Veränderungen in der Kirche ein, wobei vielfach die Reinheit und
Einfachheit desselben verloren ging. Nebcn -Ostern und Pfingsten
wurden Weihnachten und Himmelfahrt allgemeine Feste. Der
Gottesdienst (Kultus) wurde prächtiger. Die Christen hatten nun
schöne, mit Bildern geschmückte Kirchen, in welchen die Geistlichen in
prunkvollen Gewändern thr Amt verrichteten, und hielten oft feierliche
öffentliche Aufzüge (Prozessionen). Um das Andenken heiliger Männer
lebendig zu erhalten, waren Bilder und Reliquien (d. h. Überreste, z. B.
Stücke vom Kreuz Christi, Gebeine von Märtyrern) wohl geeignet. Eben
so waren Reisen nach heiligen Ortern, z. B. nach Jerusalem, natürlich