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sch asten oder Zünfte. Die Handwerker, welche den Patriciern gegen-
überstanden, waren Anfangs Hörige, erlangten aber allmählich persönliche
Freiheit und konnten dann um Lohn für Jedermann arbeiten. Zu ihrer
Hebung trugen wesentlich die Zünfte bei, welche die Handwerker gleicher
Arbeits z. B. Weber, Schuhmacher, Fleischer, bildeten. Sie schützten
den Einzelnen in seinen Rechten, hielten aus gute Waareu und gute
Sitten und brachten nicht bloß das Handwerk zu Ehren, sondern gewannen
auch, oft erst durch blutige Händel, Antheil an der städtischen Verwaltung.
Wer ein Gewerbe selbstständig treiben wollte, mußte eine Zeit lang
Lehrling und Geselle sein und dann ein Meisterstück anfertigen, um
Meister zu werden. An der Spitze einer Zunft stand der Zunftmeister.
Die Städte waren durch Mauern, Wälle, Gräben geschützt. Die Bür-
gcr waren waffengeübt; die Handwerker waren mit Lanzen und Arm-
brüsten bewaffnet; Reichere kämpften zu Pferde. Jede Zunft hatte ihr
Banner, und der Zunftmeister führte seine Genossen gegen den Feino.
Die Städte schloffen auch Bündnisse mit einander zu Schutz und
Trutz wie zur Förderung und Sicherung des Handels; am wichtigsten
wurde die Hansa und der rheinische Städtebund. Im Innern waren die
Straßen meist krumm und eng, die Wohnhäuser mit dem Hausrath einfach.
Die ansehnlichsten Gebäude waren Kirchen und Klöster, Rathhäuser und
Hospitäler; sie zeugten von dem Wohlstand und Gemeinsinn der Bürger.
Während so die Städte ihren Bewohnern, so gut wie die Burgen,
Schutz, Freiheit und Unterhalt boten, lebte der Bauer aus dem Lande
uuter hartem Drucke und in völliger Abhängigkeit von seinem Gutsherrn.
§. 41. Die Hohenstaufen. Friedrich I.
1. Auf den letzten fränkischen Kaiser folgte 1125 Herzog Lothar von
Sachsen. Unter ihm wurden die großen Reichslehen erblich; fo blieb in
der Mark Meißen das Hans Wettin, in der Mark Nordfachfen das Haus
Anhalt mit Albrecht dem Bären 1134. Lothars Regierung ist mit Kämpfen
gegen die Hohenstaufen angefüllt. Die Stammburg derselben lag auf
dem Berg Hohenstaufen in Schwaben; durch Heinrich IV. hatten sie
Schwaben, durch Heinrich V. Franken erhalten. Um eine Stütze gegen
sie zu haben, verlieh Lothar Sachsen an Heinrich den Stolzen von Baiern
aus dem Hause der Welsen.
2. Nach dem Aussterben des fränkischen Kaiserhauses waren
daher die mächtigsten Fürstengeschlechter das hohenstaufische und
das welfische oder baiersche. Der Streit zwischen beiden entbrannte
heftig, als nach Lothars Tode die Kaiserkrone nicht dem Welsen Heinrich,
sondern den Hohenstaufen zufiel. Ihre Anhänger, die Gibellinen
oder Waibllnger (nach einer Burg der Hohenstaufen so genannt) und
die Welsen, bildeten Jahrhunderte lang zwei große seindliche
Parteien in Deutschland und Italien, und der Kampf zwischen
ihnen war zugleich ein Kampf der kaiserlichen Gewalt mit den
eigenen Vasallen und mit den Päpste»; gibellinisch war gleichbe¬
deutend mit kaiserlich, welfisch mit päpstlich. Der Schlachtruf: hie Weif,
Hie Waiblingen! kündigte lange in Deutschland und noch länger in Italien
Gräuel und Verwüstung an.