Full text: (Pensum der Obertertia): Die brandenburgisch-preußische Geschichte, seit 1648 im Zusammenhange mit der deutschen Geschichte (Teil 2 = [4 des Gesamtw.])

64 Friedrich II. der Große. 
Suarez (eigentl. Schwarz) u. a. eine neue Gesetzgebung; das Re- 
sultat derselben war das „Allgemeine Landrecht für die preußi¬ 
schen Staaten", welches 1794, also erst nach Friedrichs II. Tode, 
seine rechtliche Gültigkeit erhiel^< 
Heerwesen. Jnbezug auf die Armee ging Friedrich denselben 
Weg, den sein Vater eingeschlagen hatte; zuletzt hatte er 200 000 
Mann, für den immer noch kleinen Staat eine unverhältnismäßig 
hohe Zahl. Friedrich durfte sie aber nicht niedriger stellen, wenn er 
vor feinen neidischen Nachbarn sicher sein wollte. Während der langen 
Friedenszeit, welche auf den siebenjährigen Krieg folgte, nahm die 
Armee übrigens an Tüchtigkeit ab, war aber in Europa noch immer 
die schlagfertigste. 
Kultur, Industrie, Handel. Sehr viel that Friedrich 1. für den 
Anbau und die beffere Bewirtschaftung des Landes; bedürftige 
Gutsbesitzer konnten durch das namentlich von Carmer begründete 
Institut der Landfchafts-Kreditbank Gelder vorgestreckt erhalten; 
der Oder-, Warte- und Netzebruch, zusammen 300 000 Morgen, 
wurden urbar gemacht, 500 neue Dörfer angelegt. 50 000 Kolonisten¬ 
familien angesiedelt und der Planesche-, Finow- und Brom- 
berger Kanal gebaut. 2. Von den Gewerbezweigen erblühten na- 
mentlich die Leinwand-, Woll- und Baumwollindustrie, die 
Glas- und Porzellanmanufaktur und die Zuckerbereitung. 
Weniger hob sich 3. der Handel, da die hohen Einfuhrzölle noch 
fortbestanden und auch die Ausfuhr eigener Produkte sehr erschwert 
wurde; zudem führte Friedrich eine große Anzahl Monopole (auf 
Kaffee, Tabak u. a.) ein, welche dem Staate zwar viel Geld ein- 
brachten, aber doch fehr drückend wurden. Das Steuerwesen gab 
überhaupt Anlaß zu vielen Klagen; die ganze Steuerverwaltung, die 
sogenannte Regie, legte nämlich Friedrich (1765) in die Hände 
französischer Beamten, die das Volk auf alle Weise bedrückten, bis sie 
schließlich entlassen wurden. Andrerseits kamen die Begründung der 
preußischen Bank und der Seehandlungsgesellschaft dem 
Handel sehr zustatten. — Mit dem Wohlstande des Landes und bei 
der Sparsamkeit des Königs wuchsen die Staatseinnahmen; beim 
Tode Friedrichs betrug der Staatsschatz über 70 Millionen Thaler. 
§ 44. Kunst und Wissenschaften. Erst unter Friedrich bekam Berlin 
das Aussehen einer europäischen Hauptstadt; seine Einwohnerzahl stieg 
von 90 000 auf fast 150 000. Großartige Bauten, das Opern- 
haus, das Akademiepalais, die Domkirche, neue Plätze und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.