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§ 9. Friedrich II.
Porzellanfabrik angelegt; in Schlesien erhob sich der Leinwandhandel.
Den Handel förderte der König durch den Bau von Kanälen. Er legte:
1. den Bromberger,
2. den Planeschen,
3. den Finow-Kanal an.
4. Verbesserung der Rechtspflege. Zur Überführung der Schuldigen
wurde in damaliger Zeit die Folter angewandt. Diese ließ Friedrich bereits
am dritten Tage feiner Regierung abschaffen. Auch die Prozeffe wurden
damals lang hingeschleppt. Da befahl der König, daß jeder Rechtsstreit in
Jahresfrist entschieden werden müßte. Zu wiederholten Malen schärfte er den
Richtern ein, durchaus ohne Ansehen der Person zu richten. In einem könig-
lichen Schreiben heißt es: „Vor dem Gesetze sind alle Leute gleich."
5. Friedrichs Verdienste um Westpreußen. Im Jahre 1772 wurde das
Königreich Polen zum erstenmal geteilt. Preußen bekam:
1. Westpreußen, aber ohne Danzig und Thorn,
2. das Ermland,
3. die Stadt Elbing.
Damit kam ein Landstrich wieder zu Deutschland, der ihm 1466 von
den Polen entrissen worden war. Seitdem nannte sich der König Friedrich II.,
König von Preußen.
Bei seiner Durchreise durch Westpreußen sah der König ein, daß er ein
armes und verlassenes Land übernommen hatte. Kriege, ansteckende Krank-
heiten und Mißernten hatten das Land entvölkert und arm gemacht.
Da schickte der König Scharen von Handwerkern in die Städte. Den
Städten bewilligte er zur Ausbesserung schlechter Gebäude 306000 Mark und
freies Holz aus den königlichen Wäldern. Auf dem Lande ließ der König
ganze Dörfer neu anlegen. Er führte den Kartoffelbau ein, ermunterte die
Landleute zur Pflanzung von Obstbäumen und sorgte für die Aufbesserung
der Fischerei.
Wie für das leibliche Wohl, so trug der König auch für das geistige
Wohlergehen feiner westpreußischen Unterthanen Sorge. Ein großer Teil
der Edelleute konnte ebensowenig lesen und schreiben wie die Bauern. Da
verordnete Friedrich, daß in den Dörfern Schulen errichtet werden sollten.
Nene Kirchengemeinden wurden gegründet und die Jugend zur Schule und
Kirche angehalten.
6. Achtung Andersgläubiger. Gegeu Andersgläubige bewährte der
König edle Duldsamkeit. Er erbaute den Katholiken in Berlin die Hedwigs-
kirche uud ordnete folgendes an:
„Es muß unter den katholischen und evangelischen Unterthanen
nicht der allermindeste Unterschied gemacht werden, sondern die-
selben müssen ohne Rücksicht auf die Religion unparteiisch behandelt
werden."