102 Kap. 100. Konrad I. Die sächsischen Kaiser. Heinrich I.
deßhalb der Papst Nicolaus I. mit dem griechischen Patriarchen Photius
866 führte, bereitete die Trennung der morgenländischen Kirche von der abendländischen
vor, die späterhin eintrat (s. Kap. 109). Dagegen giengen aus den Klöstern stets von
neuem apostolische Männer hervor, welche sich mit unermüdlichem Eifer der Aus
breitung des Christenthums widmeten. Ansgar, ein Mönch aus dem Bene-
dictinerkloster Corvey (f 865), gründete die Bisthümer Bremen und Hamburg und
wurde der Apostel des Nordens, indem er das Evangelium in Schleswig, Dänemark
und Schweden verkündete. Fast zu gleicher Zeit verbreiteten die Mönche |ttttl)obius
(f 867) und Cyrillus (+ 88o) das Christenthum in Mähren und übersetzten die Evan-
gelten in die slavische Sprache.
Während der schwachen Regierung Karls des Dicken gelang es einem fränkischen
Großen, Boso von Menne, mit Unterstützung des Papstes, an der Rhone ein König-
reich, (Nieder-) Burgund oder Arelat zu gründen (879). Davon unterschied sich
das 888 gegründete Reich (Hoch-) Burgund zwischen Jura, Rhone und Rhein.
933 vereinigte Rudolf EL beide Burgunderlande (s. K. 101, 2).
Kap. 100. Die sächsischen Kaiser.
(Histor. Atlas, Tafel IX. und X. Umriß II. 23.)
(1.) Aach dem Erlöschen der Deutschkarolinger mit Ludwig dem Kinde
wurde auf den Rath des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen,
der die Krone ausschlug, Konrad I., Graf von Ostfranken, i. I.
911 zum deutschen König gewählt. Fortan blieb Deutschland ein Mahlreich.
Konrad hatte schwere Kämpfe sowohl mit dem französischen König Karl dem
Einfältigen, der dem Reiche Lothringen entriß, als auch mit den Herzögen
Heinrich von Sachsen und ArnUlf von Bayern zu bestehen. Weil
er dabei fühlte, daß die Macht feines Hauses zur Zügelung widerspenstiger
Vasallen nicht ausreichte, so rieth er selbst bei seinem Sterben zur Wahl seines
mächtigsten Gegners, des Herzogs von Sachsen, der nun als König Heinrich I.
919 (der Finkler) die Reihe der Kaiser aus sächsischem Stamme*) be¬
ginnt. Er brachte Lothringen wieder zu Deutschland, den schwäbischen Herzog
Burkhard durch Strenge, den bayerischen Herzog Arnulf durch Milde
zum Gehorsam, und die Magyaren zu einem neunjährigen Waffenstillstände.
Diese Waffenruhe benützte er sodann dazu, daß er zum schütze gegetf die Magyaren
feste Plätze anlegte (aus denen in der Folge Städte, wie Goslar, Quedlinburg
entstanden), ferner einen geordneten Reiterdienst einführte, woraus fpätW der Ritter-
stand und die Turniere hervorgiengen, und daß er die Grenzen schützte, indem er
gegen die Slaven, nach Eroberung der wendischen Stadt Brennabor, die Markgraf-
schasten Meißen und Nordsachsen (die Nord mark), und gegen die Dänen die
Markgrafschaft Schleswig errichtete.
*) Stammtafel des sächsischen Kaisergeschlechtes.
1. K. H einri ch I. f 936.
2. K. Otto I. 5 973. Heinrich I. v. Bayern + 955. Bruno
Erzb. v. Goltt-
Ludolf. Luitgard. 3. K. Otto II. t 983. Heinrich d. Zänker f 995.
+ 956. verm. a. Konrad v. Lothringen. | I
4. K. Otto IIL t 1002. ,5. K. Heinrich II. der
Otto V. Kärnthen. Heilige + 1024.
Heinrich in Franken. p
6. K. Konrad tJ Salier f 1039.
7. K. Heinrich HI. f 1056.
8. K. Heinrich IV. + 1106.
Konrad f 1101. 9. K. Heinrich V. f 1125.