142 Kap. 131. Schmalkald. Krieg. Kap. 132. Interim. Passauer Vertrag.
Lande wieder ein und zwang ben Moritz, sich zu Ferdinand nach Böhmen
zu flüchten.
Bald aber vereinigte sich ber Kaiser mit ben beiden letztem, überschritt
bie Elbe, schlug ben Kurfürsten in ber Schlacht bei.Mühlberg (an ber
1547 Elbe), nahm ihn gefangen unb übertrug nach ber Einnahme von Wittenberg
das sächsische Kurland mit der Kurwürde an Moritz.
So gieng die Kur von der ernestinischen Linie auf die albertinische über. Johann
Friedrich's Kindern wurden einige Landestheile mit Weimar, Jena, Eisenach,
Gotha gelassen, woraus nachher die sächsischen Herzogthümer entstanden.
Landgraf Philipp wurde durch Moritzens, seines Schwiegersohns, Vermittlung
dahin gebracht, vor dem Kaiser fußfällig Abbitte zu thun, aber ungeachtet der Fürsprache
seines Schwiegersohns Moritz und des Kurfürsten Joachim von Brandenburg gefangen
zurückgehalten und später nach deu Niederlanden abgeführt, während Johann Friedrich
als^Gefangener im Gefolge des Kaisers bleiben mußte.
Kap. 132. Die Wirren in Deutschland vom Interim bis zum
Pafsauer Vertrag«
Weil das Tridentiner Concilium gleich in seinen Arsten Sitzungen
eine Glaubenslehre aufstellte, von welcher der Kaiser voraussah, daß die
Protestanten sie nicht annehmen würden, auch der Papst die Versammlung
nach Bologna verlegte, so nahm er die Reformation der d eutschen Kirche
1548 selbst in die Hand und ließ das Augsburger Interim aufstellen, das den
Protestanten den Kelch, die Ehe der Geistlichen und den Besitz der eingezo-
genen geistlichen Güter zugestand, aber im übrigen Gehorsam gegen die rö-
mische Kirche auferlegte.
Einige Fürsten nahmen es zwar unbedingt an, oder änderten nur einiges daran,
wie Moritz; der das Leipziger Interim erließ; andere aber, darunter der
Pfalzgraf von Zweibrücken und der Markgraf von Cüstrin, weigerten
sich, und besonders widersetzten sich die protestantischen Reichsstädte, Magdeburg
an der Spitze, der Annahme jenes Interims.
Weil nun Frankreich unter Heinrich II. (Franzens Nachfolger) wieder
Anschläge auf Italien machte und bie Türken den König Ferdinand m
Ungarn und Siebenbürgen bedrängten, so wollte sich der Kaiser zuerst in
Deutschland Ruhe verschaffen und trug dem Kurfürsten Moritz auf. die
Acht an Magdeburg zu vollstrecken, worauf dieser die Stadt belagerte.
Da aber das protestantische Deutschland über den steigenden Druck des Kai-
sers klagte, und Moritz es schwer empfand, daß man ihn als Ursache jenes
Druckes und als einen Abgefallenen ansah, er es auch dem Kaiser ver-
argte, daß er den Landgrafen Philipp, feinen Schwiegervater, nicht freigab,
so änderte Moritz seine Gesinnung gegen den Kaiser, und verschaffte sich
(in Verbindung mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Culmbach)
heimlich Geldbeistand von dem Könige von Frankreich, dem er dafür
das Reichsvicariat über Metz, Toul, Verdun und Eambray zusicherte;
dann vertrug er sich mit Magdeburg und wendete sich mit dem Heere plötzlich
gegen den nichts ahnenden Kaifer in Innsbruck, fo daß dieser kaum
Zeit hatte, nach Kärnthen zu entfliehen, wobei er freiwillig den gefangenen
Johann Friedrich seiner Haft entledigte.
Hierauf berief des Kaisers Bruder Ferdinand die katholischen und pro-
1552 testantischen Fürsten nach Passau, wo der Mauer Vertrag zu Stande kam,