Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

Kap. 139. Der böhmisch-pfälzische Krieg. 153 
Ergötzungen und unkluge Zurücksetzung des böhmischen Adels und des Luther- 
thums die Herzen der ernsteren Böhmen, während sein Gegner Ferdinand II. 
mit dem durch Feldherrngabe und Staatskunst ausgezeichneten Herzog 
Maximilian ein Bündniß eingieng und .1619 die „Liga" stiftete. 
Auch Spanien, Polen, Kursachsen und der Papst sagten dem Kaiser Hülfe 
zu, während Friedrich zwar die Anerkennung Englands, Hollands, Schwe- 
dens und Dänemarks er hierüber nicht ihre Hülfe. 
Unverweilt rückte mit dem ligistischen Heere durch Ober- 
Österreich in Böhmen ein und Mug Friedrichs schlecht geführtes Heer in der 
Schlacht am weißen Berg bei Prag so völlig, daß der Winterkönig (wie ihn 1620 
nachher seine Gegner nannten) eiligst nach Schlesien und von da nach Holland 
entfloh, Böhmen aber sich unterwerfen und Bethlen Gabor auf Ungarn 
verzichten mußte. 
In Böhmen erfolgte nun allmählich die politische Bestrafung des Aufstandes und die 
Gegenreformation. Siebenundzwanzig der vornehmsten protestantischen Böhmen 
wurden hingerichtet, andere eingekerkert und ihre Güter eingezogen, Prediger und Schul- 
lehrer verjagt, Bürger und Bauern zum katholischen Glauben gezwungen oder aus dem 
Lande vertrieben. 
Friedrich wurde geächtet und der pfälzischen Lande verlustig 
erklärt. Da sich darnach die Union auflöste, so nahm sich seiner niemand 
an, als der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und 
die Parteigänger Ernst von Mansfeld und Prinz Christian von 
Braunschweig-Halberstadt, welche nun in den Rheinlanden einen 
Plünderungskrieg gegen die katholischen Stifter führten. Daher rückte der 
bayerische Feldherr Tilly mit dem ligistischen Heere von Böhmen her gegen 
sie, zog zwar gegen Mansfeld bei Wissloch (1622) den Kürzern, schlug aber 
im nämlichen Jahre den Markgrafen von Baden bei Wimpfen und Christian 
von Brannschweig bei Höchst so nachdrücklich, daß Mansfeld und Christian 
den deutschen Boden verlassen mußten, und Friedrich nach einer neuen Nieder- 
läge Christians gegen Tilly bei Stadt lohn im Münster') chett seine 
Sache aufgab und nach Holland flüchtete. 
Darauf erhielt Maximilian, der schon 1621 mit der Oberpfalz belehnt worden 
war, vom Kaiser 1623 auch die pfälzische Kur. Diese, wie auch die Oberpfalz, 
sammt einem Theil der Unterpfalz wurde ihm 1628 erbeigenthümlich über¬ 
tragen. 
Kap. 140. Der niedersächsisch-dänische Krieg (1625—1629). 
(1.) Um das Wiederanwachsen der österreichisch-spanischen Macht zu hem- 
men, verband sich jetzt Frankreich, wo unter Ludwig XIII. (s. Kap. 145) 
Richelieu das Ruder führte, mit England, Holland und Däne- 
mark zu heimlicher Unterstützung der Protestanten in Deutschland und es erhob 
sich nun der ni e d ersä ch sisch e Kr eis unter seinem Kreisobersten, dem 
dänischen Könige Christian IV., um der Liga Einhalt zu thun. Dagegen 
ließ der Kaiser, um nicht immer von der Liga abhängig zu sein, durch 
Albrecht von Wallenstein ein eigenes kaiserliches Heer aufstellen. 
Mallenllein (eigentlich Waldtstein), der Sohn eines begüterten böhmischen Edelmanns, 
war im Jesuitencollegium in Olmütz erzogen worden und hatte zu Padua, Bologna 
und auf der Nürnberger Universität Altdorf studirt. Nach seinem Eintritt in den kai- 
serlichen Heerdienst focht er in Ungarn gegen die Türken und nachher gegen die Vene- 
naner mit Auszeichnung, so daß er in den Grasenstand erhoben wurde. Dafür, daß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.