90 Kap. 34. § 120. Sparta. (Lykurg.) 
dhen, Polykrates auf Samos, Pittacus auf Lesbos, (Selon und Hiero I in 
Syracus rc.) Doch kamen bei der ältern Tyrannis auch einzelne Ausartungen in 
Zwingherrschaft vor: ein solcher Tyrann im schlimmern Sinn war z. B. Phalaris 
von Akragas (Agrigent). — Die jüngere Tyrannis ging aus der Zerrüttung 
der Demokratie hervor, stützte sich meist auf Söldnermacht, hatte keinen Sinn für 
das Gedeihen des Bürgertums, nahm auf Gesetz und Herkommen keine Rücksicht und 
schlug eine völlig staatsfeindliche Richtung ein, durch die ein wahres Volkstum unter¬ 
gehen mußte. (Ein solcher Tyrann war z. B. Dionysius in Syrakus.) 
Als der aus dem Volke durch Reichtum emporgekommene Herrenstand (die Ti- 
mokratie) sich meist durch selbstsüchtige und unwürdige Gesinnung in eine feindliche 
Stellung zum Volke brachte und durch Gewalttätigkeit und Druck sich über der Menge 
zu erhalten suchte, so entstand dadurch die Oligarchie oder die Herrschaft We¬ 
niger. — Ging dagegen der Demos (das Volk) über die Schranken, indem die ge¬ 
mäßigte Demokratie durch das ungestüme Streben der Menge nach allgemeiner 
Teilnahme an der Regierung sich in eine unbeschränkte Demokratie umwandelte, 
so bildete sich allmählich durch das Uebergewicht der Aermeren und Ungebildeten eine 
Ochlokratie (Pöbelherrschaft) aus, bei welcher alles gesetzlich und sittlich Bestehende 
dem Wechsel der Volksleidenschaften und der Volkslaune preisgegeben war. 
Von allen diesen Verfassungsarten werden im Laufe der griechischen Geschichte Bei¬ 
spiele vorkommen. 
Kap. 34. Sparta. 
Histor. Atlas. Taf. III u. IV. 
(120.) Aus den sämtlichen griechischen Staaten hoben sich schon frühe 
Sparta und Athen als die bedeutendsten hervor. 
In Lakonien hatten die achüischen Bewohner den eingedrungenen Do¬ 
rern den längsten Widerstand geleistet, und die Dorer in Sparta, Spar- 
tiaten genannt, konnten sich darin nur durch fortgesetzte Gewalt behaupten, 
wodurch der ohnedies rauhe dorische Charakter sich vollends zur Schroffheit 
und Härte steigerte. Dabei hatte der fortwährende Zwist zweier sparta¬ 
nischer Königshäuser, der Eurystheniden und Prokliden, d. i. der 
Nachkommen der beiden Söhne des ersten Eroberers von Sparta (des 
Aristodemus), nach und nach einen Zustand der Gesetzlosigkeit hervorgebracht, 
der den Staat an den Rand des Verderbens führte, bis endlich um d. I. 
880 durch Lykurg's Gesetzgebung die rohen, ungefügen Kräfte in eine gewisse 
v. Chr. sittliche Ordnung gebracht wurden. 
Der Proklide Lykurgus nämlich sollte an der Stelle seines Bruders 
Polydektes, der in einem Aufruhr umgekommen und kinderlos gewesen 
war, König in Sparta werden. Als aber die Wittwe des Ermordeten 
acht Monate darnach einen Sohn gebar, Namens Charilaus, so legte 
Lykurg die Regierung zu Gunsten des Neugebornen Wieder und sorgte für 
dessen Erziehung zum künftigen Regenten. 
_ Weil ihn aber manche eigennütziger Absichten auf die Herrschaft beschul¬ 
digten, verließ er Sparta und hielt sich zehn Jahre lang im Auslande, 
vorzüglich auf Kreta (wo sich altdorische Sitte am reinsten erhalten hatte) 
und in Aegypten auf. Nachdem er sich viele Erfahrungen in Bezug 
auf Verfassung und Verwaltung der Staaten erworben hatte, kehrte er 
wieder in's Vaterland zurück und gab den, durch einen ihm günstigen 
Orakelspruch vorbereiteten Spartanern nicht sowohl eine neue, als viel¬ 
mehr eine auf die alte dorische Eigentümlichkeit und Sitte gegründete 
Verfassung.
	        
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