8 Kap. 2. § 6. Kap. 3. § 7. Die Sündflut und ihre Wirkungen. 
Erfindungen machte, aber in ihrer Gottentfremdung immer tiefer in den 
Abgrund des sittlichen Verderbens sank. 
Einer nämlich vonKain's Nachkommen, Lamech, der, von der ursprüng¬ 
lichen Einrichtung Gottes abweichend, zwei Frauen nahm, und dadurch 
der Stifter der Polygamie und deren sittlich verderblichen Folgen wurde, 
erhielt aus dieser Doppelehe drei Söhne, von denen der erste, Jabal, 
durch die Erfindung der Zelte oder Hütten, Stammvater der Nomaden 
oder herumziehenden Hirtenvölker wurde, der andere, Jubal, durch die 
Erfindung von Tonwerkzeugen der Musik ihren Ursprung gab, und der 
dritte Sohn, Thubalkain, der Erfinder der Metallbearbeitung wurde. 
Es sind daher Viehzucht, Ackerbau und Metallbearbeitung die unumgäng¬ 
lich nötigen Grundlagen alles Culturlebens, ja selbst die allerersten Bedingungen 
zur Erreichung jeder höheren Geistesbildung (die hier zunächst durch die Tonkunst an¬ 
gedeutet wird). 
Die Uieh;uchi beruht auf dem nahen, aus der Urzeit überkommenen Verhältnis des 
Menschen zu dm eigentlichen Haustieren, mit welchen alle Völker, die je in die 
Geschichte traten, schon versehen waren, weil die innere Notwendigkeit des Jnstincts 
diese von Natur zahmen, zum ersten Culturbediirsnis notwendigen Tiere (das Rind, 
das Schaf, die Ziege, das Kamel) zu den Menschen führte. 
Der Ackerbau hat es mit den wichtigsten Nutzpflanzen zu tun, die gleichfalls der 
vorgeschichtlichen Periode angehören und selbst bei Völkern gefunden werden, die samt 
ihren Ländern seit Jahrtausenden vom lebendigen Verkehr mit andern abgeschlossen sind. 
Die Getreidearten, Gespinstpflanzen, der Oelbaum, der Weinstock und verschiedene Obst¬ 
arten mit ihrer Veredlung stammen aus Asien und sind mit unserm Geschlecht in Eu¬ 
ropa eingewandert. 
Die Metallbearbeitung, welche (namentlich durch die Erfindung des Pflugs) den 
Ackerbau unterstützte und die wichtigsten Gewerbe begründete, fällt samt der dazu nöti¬ 
gen Benutzung des Feuers gleichfalls in die vorgeschichtliche Zeit, und es wurde nie 
ein Volk gefunden, dem die Kenntnis des Feueranmachens abgegangen wäre, wie denn 
auch die ältesten Völker schon Eisen, Kupfer, Silber, Gold rc. zu verwenden verstanden. 
(6.) Lange Zeit lebten die Kanuten als „Kinder des Zorns" für sich ab¬ 
gesondert und bildeten in ihrer Vereinigung die in ihnen wohnende Sünde 
zu immer größerem Verderben aus. — An Abel's Statt war dem Adam 
ein anderer Sohn, Namens Seth, geboren worden, dessen Nachkommen als 
„Kinder Gottes" die Gemeinschaft mit Gott, die Verheißung des zukünf¬ 
tigen Erlösers und die lebendige Hoffnung des ewigen Lebens festhielten, 
wobei sie ein überaus hohes Alter erreichten. Doch mußten schon die nach¬ 
folgenden Stammhäupter in Seth's Geschlechte die Ihrigen im Festhalten 
an dem lebendigen Gott und an dem verheißenen Erlöser dadurch unter¬ 
stützen, daß sie „von dem Namen des HErrn predigten", d. H. durch 
Einrichtung eines gemeinschaftlichen Gottesdienstes das Hereinbrechen der 
Gottlosigkeit abzuwehren suchten. 
Kap. 3. Die Sündflut und die Noachiten. 
(7.) Jahrhunderte lang mochten die beiden entgegengesetzten Stammlinien 
durch die Entfernung des Raums uuvermischt neben einander, jene im 
Bösen, diese mehr im Guten, dahingegangen sein, bis die fortschreitende 
Vermehrung beide Stammgeschlechter im Raume einander so nahe brachte, 
daß sie sich vermischten. 
Durch diese Vermischung aber wurde das allmählich steigende Verderben 
zuletzt im ganzen Menschengeschlechte so allgemein, daß Gott beschloß, die 
Menschen, weil sie sich nicht mehr von seinem Geiste strafen ließen, durch 
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