90 Kap. 26. § 103 u. 104. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 
an den vier Enden ihres Gebiets ansiedeln. Und nun setzte der Kaiser zu Pavia seine 
Krone wieder auf. 
Inzwischen trat ihm in dem zum Papst erwählten Alexander III ein neuer Feind 
entgegen, der die Lombarden in ihrem Widerstand bestärkte. Nachdem Friedrich bei 
seiner dritten Anwesenheit in Italien die Klagen der Städte über die Bedrückungen 
der kaiserlichen Statthalter zu heben gesucht hatte, zwang er auf seinem vierten Heeres¬ 
zuge (1166—1168), auf welchem ihm der ebenso gelehrte wie tapfere Erzbischof Chri¬ 
stian v. Mainz die größten Dienste leistete, durch die Eroberung der Stavt Rom, 
aus welcher Papst Alexander entfloh, die Römer zwar zur Anerkennung des von ihm 
aufgestellten Gegenpapstes und zur Stellung von Geiseln; aber eine Pest, die in seinem 
Lager vor Rom ausbrach, raubte ihm den besten Teil seines Heeres und nötigte ihn, 
unter Verfolgungen der Lombarden, die auf Alexanders Betrieb einen allgemeinen 
Bund gegen ihn geschlossen (1167) und den Mailändern ihre Stadt hatten wieder 
aufbauen helfen — nach Deutschland zurückzukehren, das er mit Lebensgefahr erreichte. 
Hierauf legten die Lombarden die feste Stadt Alessandria am Tanaro an, um ihm 
die Wiederkehr zu erschweren. 
In Deutschland hatte Heinrich der Löwe unterdes sein nordisches Besitztum 
durch Eroberung und Anbauung slavischer Länder (namentlich Mecklenburgs) erweitert, 
so daß seine Herrschaft von der Ostsee bis zu den Alpen, vom Niederrhein bis zur 
Oder reichte. Weil er aber dabei seine fürstlichen und bischöflichen Nachbarn häufig 
beeinträchtigte und diese klagten, so mußte ihm Kaiser Friedrich Landfrieden gebieten. 
Beleidigt darüber versagte Heinrich der Löwe seine Stimme bei der Wahl des fünf¬ 
jährigen Kaisersohnes zum deutschen König. Die daraus hervorgehende Spannung 
vermehrte sich noch durch folgenden Umstand: Der alte verschwenderische Welf (VI) 
hatte seinem Neffen, Heinrich dem Löwen, seine Erbgüter gegen eine Geldsumme ange¬ 
boten , welche dieser ihm aber in dem Gedanken verweigerte, er werde ohnedies bald 
Welfs Güter erben. Nun machte Welf dem Kaiser den gleichen Antrag und dieser 
ging auf den Erbvertrag ein. Daher faßte Heinrich der Löwe gegen den Kaiser Linen 
Groll, der demselben auf dem fünften italienischen Zuge höchst nachteilig wurde. 
Im Beginn dieses Zuges 1174 mußte der Kaiser Alessandria belagern, konnte 
es aber nicht erobern. Als darauf die Heere im offenen Felde gegen einander rückten, 
kam es zu einem Waffenstillstand, der den Kaiser bewog, sein Heer zu entlassen. 
Allein die Lombarden brachen den Waffenstillstand, und als Friedrich die deutschen 
Fürsten aufs neue aufbot, weigerte sich Heinrich der Löwe der Heeresfolge. Selbst 
bei einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Kaiser zu Chiavenna (od. Parten¬ 
kirchen?), wo derselbe ihn fußfällig um seinen Beistand gebeten haben soll, blieb Hein¬ 
rich unerbittlich. So erfolgte der für Friedrich unglückliche Ausgang der Schlacht 
bei Legnano, in der er selbst in Lebensgefahr kam. Doch brachte dieser Verlust 
den Kaiser auf gemäßigtere Gedanken: er entschloß sich zu einer aufrichtigen Aus¬ 
söhnung mit Papst Alexander, welche in Venedig stattfand und einen sechs¬ 
jährigen Waffenstillstand mit den Lombarden zur Folge hatte (1177). 
(104.) Mach Deutschland zurückgekehrt, zog der Kaiser nun Heinrich 
den Löwen zur Rechenschaft. Derselbe hatte im Gefühl seiner Über¬ 
macht fortgefahren, seine geistlichen und weltlichen Nachbarn zu bedrängen 
und zu verkürzen, so daß sie alle wieder klagend gegen ihn auftraten. Da 
er auf viermalige Vorladung beharrlich sich weigerte vor dem Fürsten¬ 
gericht zu erscheinen, so sprach Friedrich die Reichsacht über ihn aus 
und verteilte seine Besitzungen an andere Fürsten, um die Welfenmacht zu 
brechen und durch Verringerung der großen Herzogtümer das Königtum 
von seiner größten Gefahr zu befreien. So gab er Sachsen (im ver¬ 
minderten Umfang) an den Grafen Bernhard von Anhalt (Sohn 
Albrechts des Bären), trennte aber Westfalen davon ab und untergab 
es als ein Herzogtum dem Erzbistum Köln; Baiern aber, von dem er 
nun förmlich Steiermark und Tyrol trennte, gab er an Otto von 
1180 Wittelsbach, welcher dadurch Stifter des noch heute dasselbe regierenden 
Fürsten- (jetzt Königshauses wurde.
	        
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