Kap. 53. § 199. Karls V Zug gegen Frankreich. 181 
Konzil zu vermögen. Aber dieser suchte einem Konzil möglichst 
auszuweichen, weil er die Politik des Kaisers durchschaute, der einerseits 
durch Wiedervereinigung der in der Religion getrennten Teile seine 
Macht in Deutschland, andererseits durch Einschränkung der päpst¬ 
lichen Gewalt seine Herrschaft in Italien dauernd befestigen zu 
können glaubte. 
Daher versuchte es nun der Kaiser, auf eigene Hand eine Wiederver¬ 
einigung der beiden Religionsparteien durch sogenannte Religionsge¬ 
spräche, namentlich durch die Regensburger Kolloquien von 1540, 1541 
und 1546 zu stände zu bringen; allein so nahe man sich wenigstens bei 
dem Kolloquium von 1541 kam, so war doch keine völlige Verständigung 
möglich. 
Bei dem Religionsgespräch von 1541 waren protestantischerseits Melanchthon, 
Pistorius und Bucer, katholischerseits Eck, Pflug und Grover die Kolloquenten; 
den Vorsitz hatten Friedrich von der Pfalz (der erst 1544 seinem älteren Bruder 
Ludwig V in der Kur folgte) und der kaiserliche Kanzler Granvella, die Leitung 
aber der päpstliche Legat Contarini, der vormals ein Mitglied des „Oratoriums der 
Liebe" d. i. einer katholischen Gesellschaft war, welche, mit der augustinischen Heilslehre 
einverstanden, eine Reinigung der Kirchensatzungen anstrebte. Schon war man über vier 
Glaubensartikel einig, als nicht nur der Papst, sondern auch Luther sich, aus entgegen¬ 
gesetzten Gründen, gegen diese Einigung erklärte. — Bei diesen Kolloquien mit 
den Katholiken wurde zwar das Augsburger Glaubensbekenntnis, aber nicht in seiner 
ursprünglichen, sondern in seiner von Melanchthon veränderten Gestalt zum 
Grunde gelegt. Derselbe hatte nämlich 1540 die Augustana ausführlicher bearbeitet 
und, um die Häupter der Reformierten zu gewinnen, hauptsächlich den 10. Artikel, 
der vom heil. Abendmahl handelt, durch eine weniger bestimmte Fassung verändert; 
daher man sie die Variata nennt. (Es sollte übrigens damit die ursprüngliche Augu¬ 
stana keineswegs ungültig gemacht werden.) In der Folge wurde sie in einigen deut¬ 
schen Landeskirchen auf längere oder kürzere Zeit kirchengebräuchlich. Der Streit über 
die Variata war heftig und lang andauernd. 
(199.) Dagegen ließ der Kaiser den Nürnberger Frieden noch weiter in 
Kraft, weil er der Hülfe der Protestanten gegen die Türken, die er gern 
aus Ungarn vertrieben hätte, benötigt war. — Da aber dieser Kriegszug 
(1542) ohne Erfolg ablief, so begann nun König Franz von Frankreich 
im Bunde mit den Türken, Dänen, Schweden und dem Herzoge 
von Cleve seinen vierten Krieg gegen den Kaiser (1542—1544), 
in welchem Franz die Niederlande angriff und Sultan Soliman 
(§ 191) sich gegen Deutschland aufmachte. Um daher in dem bevorstehen¬ 
den Kampfe nicht allein zu stehen, weil der Papst neutral bleiben wollte, 
so suchte der Kaiser einen Anhalt an England und an den prote¬ 
stantischen Ständen in Deutschland und ließ es daher geschehen, daß 
der schmalkaldische Bund durch den Landgrafen Philipp den Herzog 
Heinrich von Braunschweig, welcher die zum schmalkaldischen Bunde 
haltende Stadt Goslar hart bedrängte, aus seinem Lande vertrieb 
und dieses samt dem festen Wolfenbüttel einnahm (1542). 
Durch diese Nachsicht des Kaisers ermutigt, traten noch mehr Städte und Stände zu 
den Evangelischen über, wie z. B. Regensburg und der Pfalzgraf Otto Heinrich 
von Neuburg. Auch der Erzbischof Hermann von Köln that diesen Schritt; 
doch fern Kapitel und seine Stände folgten ihm nicht nach. 
Bei seiner Rückkehr nach Deutschland bestrafte nun zwar der Kaiser den 
mit Frankreich verbündeten Herzog von Cleve und zwang ihn, die Re¬ 
formation in seinem Lande wieder aufzuheben, versprach aber den prote-
	        
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