74 Kap. 28. § 95 u. 96. Dareus Hystaspis. Rückkehr der Juden aus dem Exil.
Mutter zu verbergen, an dessen Stelle einen demselben ähnlich sehenden
Magier, Namens Sphendadates, gesetzt. Dieser Pseud o - S m e rdi s
(falsche Smerdis) nun maßte sich nach Kambyses' Tode die Königsgewalt
an und suchte sich in derselben durch Erlassung des Kriegsdienstes und drei¬
jähriger Abgaben zu befestigen. Da aber der kinderlose Kambyses noch
auf seinem Sterbebette einigen Vertrauten den wahren Sachverhalt entdeckt
hatte, so verbanden sich im siebenten Monate sieben der vornehmsten Perser,
töteten den Pseudo-Smerdis mit seinem Magier-Anhang und erhoben Einen
aus ihrer Mitte auf den persischen Königsthron. Diesen erhielt auf diese
21 Weise des Achämeniden Hystaspes Sohn, Dareios oder Dareus Hystaspis,
Chr-unter welchem das persische Reich durch eine neue vollständige Einteilung
in 20 Satrapien oder Statthalterschaften (§ 58) und durch eine darauf
gegründete sorgfältige Verwaltung eine festere Einrichtung, sowie durch seine
glücklichen Eroberungen am Indus, den er deshalb vorher (durch eine
Stromfahrt, den sog. Periplus des Cariers Skylax) hatte untersuchen
lassen, eine größere Ausdehnung erhielt. Von seinen Unternehmungen gegen
Nordwesten hin wird weiter unten (§ 133 in der Geschichte der Griechen)
das Nähere berichtet werden.
Der Abfall Babylons nötigte Dareus zur Belagerung dieser Stadt; aber erst nach
20 Monaten wurde sie durch die List des Zopyrus erobert und nach der Kreuzigung
von 3000 der vornehmsten Einwohner demselben als Satrapie zugeteilt. — Unter
Dareus Hystaspis wurde die Insel Samos, wo sich nach der Ermordung des Tyrannen
Polykrates der Schreiber desselben zum Alleinherrn aufgeworfen hatte, von Syloson,
dem Bruder des Polykrates, unter dem Beistände des Königs wieder befreit. Unter
des Dareus Regierung wurde auch die Kunststraße (die sogen. Königsstraße), welche
von Sardes nach Susa führte, angelegt. Sie hatte eine Länge von 337 deutschen
Meilen und zählte 111 Stationen, auf welchen reitende Staatsboten aufgestellt waren.
An allen Brücken und Pässen standen Wachposten, welche die Briefe öffneten und die
Reisenden untersuchten.
(97.) Uon Dareus Hystaspis, dessen weitere Regierung unten (Kap. 38)
erzählt wird, sei für jetzt blos noch erwähnt, daß er im zweiten Jahre
seiner Regierung zu Gunsten der Juden den Befehl erließ, daß man ihnen
nicht ferner den Bau des Tempels verwehre, der denn auch binnen 4
Jahren (516 v. Chr.) vollendet und auf die feierlichste Weise eingeweiht
wurde.
Unter des Dareus zweitem Nachfolger, dem persischen Könige Arta-
xerxes Longimanus (in der Bibel Artasastha) kehrte 458 v. Chr. eine
zweite jüdische Colonie unter Esra's Anführung aus Babylon nach Je¬
rusalem zurück; ja dieser König gestattete dem Uehenna, der das hohe Amt
eines Mundschenks bei ihm verrichtete, als Statthalter über Judäa nach
Jerusalem zu gehen und nun auch die Stadt als solche wieder her¬
zustellen (445).
Unter der Leitung dieser beiden weisen jüdischen Männer wurde trotz
schwerer Hindernisse, die ihnen Judäas Feinde (die Samariter unter
Saneballat) noch bereiteten, die Stadt wieder aufgebaut und der jüdische
Staat streng nach der mosaischen Verfassung wieder eingerichtet.
_ Nach zwölf Jahren ging Nehemia wieder in seine frühere Amtsstellung am per¬
sischen Hofe zurück, durfte aber unter Dareus Nothus wieder als Statthalter nach
Jerusalem zurückkehren, wo er alle in seiner Abwesenheit wieder eingerissenen Mis-
bräuche kräftig abstellte und selbst des Hohenpriesters Sohn Manasse, der sein heidnisches
Weib, Saneballat's Tochter, nicht entlassen wollte, vertrieb. Deshalb baute Sane-