Der Krieg gegen Jugurtha (111—106). 67
schlimmer denn je, da die Vornehmen und Reichen sich nach dem Untergang
der Gracchen im Besitz ihrer Macht und ihres Reichtums sicher fühlten
und ihr Übergewicht in schamloser Weise mißbrauchten.
Marius und Sulla.
§ 17. Der Krieg gegen Jugurtha (111 — 106).
Die sittliche Verdorbenheit der Optimatenpartei trat bald daraus grell
im jugurthinischen Kriege hervor.
Nach Masinissas Tode (149) hatte sein Sohn Mieipsa die Herrschaft
über das Königreich Nnmidien übernommen. Von ihm war bestimmt, dltfr^
seine beiden Söhne Hiempsal und Adherbal mit seinem Neffen Jugurtha
das numidische Reich teilen sollten. Allein Jugurtha wollte 'nicht einen
Teil, sondern das Ganze. Er tötete erst den Hiempsal, dann auch dessen
Bruder. Zur Verantwortung vor den römischen Senat gefordert, wußte
er diesen durch Bestechung zu beschwichtigen. Als aber der Volkstribun
Menimius die Schandthaten des Jugurtha und die Bestechlichkeit des
Senats öffentlich zur Sprache brachte, wurde ein Heer gegen Jugurtha
nach Afrika ausgeschickt. Allein der Anführer desselben, der Konsul
Bestia, ließ sich ebenfalls bestechen und verkaufte im Jahr 111 den
Frieden an Jugurtha.
Über biefen schmählichen Frieden herrschte in Rom allgemeine Erbitterung.
Auf den Antrag des Tribunen Memmius wurde Jugurtha wiederum zur
Verantwortung nach Rom geladen. Wahrscheinlich würde er auch damals
seine Freisprechung durch neue Bestechungen erkauft haben, hätte er nicht
in Rom selbst seinen Vetter Massiva. welcher auf das numidische Reich
Anspruch erhob, fast unter den Augen des Senats ermordet. Er wurde
jetzt aus Rom verwiesen^.
Darauf wurde ein neues Heer gegen ihn nach Afrika ausgefandt, allein
die Bestechlichkeit und Untüchtigfeit seiner Führer brachte den Römern die
Schmach des Jochs.
Da erhielt i. I. 109 der rechtschaffene, thatkräftige, wenn auch adels-
stolze Metellus den Oberbesehl. Er besiegte den Jugurtha am Flusse
M^uthul (109)7'der darauf zu seinem Schwiegervater, dem König Bocchus
von Mauretanien, flüchtete. Doch konnte Meteliiis den Krieg nicht zu Ende
führen, da er bald nachher von feinem Posten verdrängt wurde.
Im Heere des Metellus diente damals als Unterfeldherr der Plebejer
Gaius. Marius. eines Bauern Sohn aus Arpinnm, der zwar roh und
ungebildet, aber tapfer und kriegserfahren war. Durch Kühnheit und
Tapferkeit hatte er sich im Felde ausgezeichnet und die Gunst des Volkes,
aus deffen Mitte er stammte, in hohem Grade erworben. Durch Ver-
leumdung des Metellus wurde es ihm nicht schwer, den Volksbeschluß
durchzusetzen, daß er an Stelle des Metellus zugleich mit dem Konsulat
den Oberbefehl gegen Jugurtha erhalten folle (107).
Marius kämpfte glücklich; er schlug beide Könige Bocchus und Jugurtha
bei Cirta (dem heutigen Konstantine) gänzlich. Aber sein Ouästor, der ge-
1 Er soll die Stadt mit den Worten verlassen haben: urbem venalem et ma-
ture perituram, si emtorem invenerit.