Full text: Alte Geschichte (Teil 1)

78 Rom unter Kaisern (31 vor Chr. — 476 nach Chr). 
1. das des Stadtpräfekten (praefectus urbi), der Ruhe und Ordnung 
in der Hauptstadt aufrecht zu erhalten hatte und die Polizei übte, 
2. das des Befehlshabers der Leibwache (praefectus praetorio), 
welche aus 10 cohortes praetorianae von je 1000 Mann (meist deutschen 
Söldnern) bestand. 
Die Provinzen des römischen Reichs (25 an Zahl) teilte Augustus mit 
dem Senat; diejenigen Grenzprovinzen, welche noch nicht völlig beruhigt 
waren und daher von stehenden Heeren besetzt gehalten wurden (wie Spanien, 
die beiden Gallien, die Donauländer, Ägypten, Syrien) waren kaiserliche 
Provinzen und wurden durch Proprätoren als Legaten des Kaisers ver- 
waltet; dem Kaiser flössen auch die Einkünfte jener Provinzen zu. Die 
Einkünfte der übrigen, durch den Senat verwalteten Provinzen erhielt 
die Staatskasse. 
Die Hauptstütze des Alleinherrschers bildete die Kriegsmacht zu Wasser und 
zu Land. Das Landheer (gegen 600000 Mann stark) lagerte teils in Rom 
und anderen Hauptstädten des Reichs, teils in Standlagern an den Reichs¬ 
grenzen am Rhein, an der Donau, am Euphrat; die Flotte ankerte in den 
Kriegshäsen von Misenum und Ravenna und beschützte Küsten und Meere. 
Da der mit seltenem Herrschertalent begabte Augustus seine Gewalt 
mit Milde und Weisheit gebrauchte und in dem durch die wiederholten 
Bürgerkriege zerrütteten Reiche Ordnung und Sicherheit wiederherzustellen 
bemüht war, so erlebte Rom unter ihm die glücklichsten Zeiten. In 
Italien sowohl wie in den Provinzen, die durch strenge Gesetze gegen die 
Erpressungen der Statthalter geschützt waren, herrschte tiefer Friede; Handel 
und Verkehr hob sich, die öffentliche Wohlfahrt wurde befördert. Daher 
waren alle Stände, Volk wie Optimaten, mit der neuen Staatsordnung 
zufrieden, weil man sich nach den beständigen Bürgerkriegen der Ruhe 
und Ordnung erfreute. 
Augustus, ein Freund und Kenner griechischer Literatur, war aber 
auch bemüht, seine neue Herrschaft durch die Pflege und Förderung der 
Künste und Wissenschaften zu schmücken. Unterstützt wurde er in diesem 
Streben durch den kunstsinnigen Mäcenas uud andere hochgebildete Freunde. 
Gelehrte und Dichter erfreuten sich der Gunst des Herrschers, so daß sich 
die römische Literatur unter ihm zu ihrer höchsten Blüte entfaltete. 
In dem „goldenen Zeitalter" der römischen Literatur lebten die Dichter 
Vergilius, Ovidius, Horatius, die Geschichtschreiber C.Jul. Cäsar 
(der außer seinem gallischen Krieg auch den Bürgerkrieg beschrieb), 
C. Sallustius Crispus, welcher die catiliuarische Verschwörung und 
den jugurthinischen Krieg, Titus Livius, welcher die ganze römische 
Geschichte erzählt hat. In der Beredsamkeit glänzte besonders M. Tullius 
Cicero; er erwarb sich auch als philosophischer Schriftsteller das meiste 
Verdienst um Einführung der griechischen Philosophie in Rom. — Auch 
der Verschönerung der Hauptstadt wandte Augustus seine Sorge zu. Pracht- 
volle Bauten wurden ausgeführt, wie das Pantheon, das Theater des Mar- 
cellus, Mausoleum. Er durfte sich rühmen, Rom aus einer Backstein- 
in eine Marmorstadt verwandelt zu haben. 
Die kluge Mäßigung, mit welcher Augustus im Innern die Herrschaft 
verwaltete, zeigte er auch in der auswärtigen Politik; die Kriege,
	        
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