Full text: Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen

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Gärten, bei denen er sich als Wagenlenker sehen ließ! Dem 
Volk aber waren Christen und Juden gleichbedeutend und 
gleich verhaßt. 
2. Auch nach Titus kam noch mancher treffliche Kaiser. 
Trajanns eroberte Dacieu (Rumänien und Siebenbürgen», HS—HT 
und der Senat ehrte ihn dafür durch die marmorne Trajans- 
faule aus dem Trajansplatz. Er empfing in seinem Palaste 
hoch und niedrig mit gleicher Güte und begründete durch 
ganz Italien wohlthätige Stiftungen, namentlich zur Erziehung 
armer Kinder, eine Art Waisenhäuser. Überall legte er 
Straßen und Brücken, Wasserwerke und Häsen an. Sein 
Nachfolger Hadrianus, gleich ihm ein Spanier von Geburt, 117-138 
durchwanderte alle Teile seines Reiches, um seine Völker kennen 
zu lernen, Beamte und Offiziere zu überwachen; in zahl- 
reichen Städten, vor allem in Athen, verewigte er sich durch 
große Bauten; daneben bewunderte er in Ägypten das Klingen 
der Memnonssteine und auf dem Ätna den Sonnenaufgang. 
Antoninns Pius schützte das eroberte Britannien durch einen 138-161 
Wall, der die Busen von Clyde und Förth verband, und 
hütete den Frieden, weil es besser sei, einen Bürger zu retten, 
als tausend Feinde zu töten; und Marcus Aurelius der 161—180 
Philosoph schrieb im Feldlager an der Donau den Grundsatz 
nieder, es sei Menschenpflicht, unablässig für die Mitmenschen 
thätig zu sein ohne Rücksicht aus Lohn und Tadel. 
3. Aber auch in diesen glücklichen Zeiten galten die 
Christen als staatsgefährliche Gottesleugner (Atheisten); denn 
sie versagten den Kaiserbildern göttliche Verehrung und machten 
kein Hehl aus ihrem Abscheu gegen die Götter. Gar oft 
erscholl der Ruf: „Die Christen vor die Löwen!" Unter 
Trajan wurden sie gefoltert und mit halbgeschorenem Kopf 
in die Steinbrüche und Bergwerke geschickt. So konnten sie 
nur verstohlen Gottesdienst abhalten in ihren unterirdischen 
Grabkammern bei Rom und Neapel: den Katakomben. 
Aber die Verfolgungen mehrten die Zahl der Bekenner. 
Fand ihre Lehre anfänglich nur bei „Mühseligen und Be- 
ladenen" Eingang, so wendeten sich ihr seit Mark Aurel auch 
vornehme Frauen zu, wie die Blutzeugin Cäcilia, in welcher 
die Kirche die Erfinderin der Orgel verehrt. 
Die schwerste Verfolgung war die letzte unter Diocletian, 
dem Sohn eines Freigelassenen. Er teilte seine Macht mit seinem 
Jugendfreunde Maximinus und gab sie nach zwanzig Jahren 
freiwillig auf, um den Lebensabend in seiner illyrischen Heimat, 
zu verbringen.
	        
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