Full text: Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen

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Auch Attila sollten sie einem Orakel zufolge ihrer Herr- 
schaft einverleiben, wenn sie den König von Athen verschonten. 
Da schlich sich König Kodros, als Holzhacker verkleidet, in 
ihr Lager, sing Streit an und wurde erschlagen. Als eine 
attische Gesandtschaft erschien, die Leiche des Königs heim- 
zuholen, zogen die Dorier ab. 
Kodros' Nachfolger zu werden, hielt sich niemand für 
würdig. Der Adel wählte daher statt eines Königs drei 
Archonten, zuerst auf Lebensdauer, dann auf zehn Jahre, 
später neun auf ein Jahr. So wurde Athen eine Republik. 
2. Lyknrgos der Gesetzgeber Spartas. 
1. Das Kernvolk des dorischen Stammes waren die 
Lakedaimonier oder Spartaner. In dem nicht sehr frucht¬ 
baren Eurotas-Thale ließen sie sich nieder; zwischen den 
Ausläufern des Taygetos-Gebirges lag ihre Hauptstadt 
Sparta. Die älteren Einwohner wurden teils Periöken, 
„Umwohner", persönlich freie Unterthanen, denen Handwerk 
und Ackerbau oblag, teils Heloten, Sklaven des Staates. 
Die Spartiaten (die dorischen Herren) gerieten unter 
sich und mit ihren Periöken in Zerwürfnis; der Streit 
zweier Königshäuser konnte leicht die Heloten zur Empörung 
verlocken. Da wurde Lykurgos, der Oheim des jungen 
Königs Charilaos, zur Schaffung dauernder Zustände aus- 
ersehen. /Er hatte auf weiten Reisen Kenntnisse und Er- 
fahrungen gesammelt und auf Kreta die Gesetze des Miuos 
kennen gelernt; das Orakel zu Delphi bezeichnete ihn als 
einen Liebling der Götter. Er gilt als der Schöpfer des 
Geistes, durch welchen das Spartanervolk unsterblich ge- 
worden ist. 
2.vX£>ie beiden Königshäuser ließ er nebeneinander be- 
stehen. Die Könige führten den Oberbefehl im Krieg und 
den Vorsitz in der „Gerüste", einem Rate von 28 erprobten 
Greisen (Geronten). Mit ihnen berieten sie die Vorschläge, 
welche dann die spartiatische Volksversammlung ohne Be- 
sprechung annahm oder verwarf. 
Die wichtigste Aufgabe der Spartiaten und Lakedämouier 
(Periöken) war die Führung der Waffen. Aus den Krieg 
wies den Spartaner feine Erziehung hin, die erst mit dem 
dreißigsten Lebensjahr abschloß. Vom siebenten Jahr an 
wurden die Knaben gemeinsam erzogen. Den Tag füllten 
kriegerische Übungen, wobei sie Anstrengungen und Schmerzen 
lautlos ertragen mußten. Ihr Nachtlager war Schilf, das 
sie selbst im Eurotas holten. Der Anblick trunkener Heloten
	        
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