Full text: Geschichte des Alterthums und des Mittelalters (Abth. 1)

89 
diese den Geiserich aus Afrika nach Italien. Dieser kam, eroberte 
und plünderte Rom 14 Tage lang und ließ den Maximus hinrichten. 
Avitus, der ihm folgte (455 - 456), wurde jedoch von dem 
Sueven Ricimer abgesetzt, der nun den 
Majorianus (457-461) einsetzte. Als dieser sich dem Em- 
flusse des Ricimer zu entziehen suchte, wurde er von ihm getodtet, und 
Libius Severus (461—464) eingesetzt. Nach seinem, wahr- 
scheinlich durch Gift erfolgten, Tode regierte Ricimer ohne Titel zwei 
Jahr mit unumschränkter Gewalt, bis er endlich den vom oströmischen 
Kaiser Leo abgesandten „ ^ 
Anthemius (467—472) zum Kaiser erklarte; doch todtete er 
auch diesen, und ernannte den 
Olybrius (472), der aber mit Ricimer bald an einer pestar- 
tigen Krankheit starb. Nun erhob sich 
Glycerius (473) auf den Thron, doch mußte er bald dem 
Julius Nepos (474) weichen, der seinerseits abdankte, als 
sein Feldherr Orestes gegen ihn aufstand, welcher seinen Sohn 
Romnlus Augustulus (475) auf den Thron erhob. Kaum 
aber war dies geschehen, als ihn Odoaker, Anführer der deutschen 
Miethstrnppen (besonders Heruler und Rugier), in Pavia bela- 
gerte. Die Stadt ward erobert, Orestes getödtet uud der junge Kai- 
ser abgesetzt (476). . 
Somit war Odoaker Herr von Italien; da er aber, den^ Kai- 
sertitel verschmähend, sich zum Könige von Italien auswarf und 
Stifter eines germanischen Reiches wurde, so war auch der letzte 
Schein der römischen Herrschaft im Abendlande, den Ricimer noch 
bewahrt hatte, untergegangen. Das morgenländifche oder oströmische 
auch wohl griechische Kaiserthum behauptete sich dagegen unter man- 
cherlei Gefahren, wozu sogar innere (religiöse) Streitigkeiten kamen, 
meist dadurch, daß es die äußeren Angriffe der germanischen Völker- 
schaften theils durch Geld abkaufte, theils auch gegen Westen zu rich- 
ten wußte. Erst im Jahre 1453 ward es eine Beute der Türken. 
II. Jas Wittelatter. 
Während im Alterthume die Griechen und Römer diejenigen 
Völker waren, welche vorzugsweise zur Kultur des Menschengeschlechts 
beitrugen, traten an die Stelle derselben im Mittelalter die Deut- 
scheu oder Germanen, deren Bekanntschaft die Römer erst in dem 
Augenblick machten, wo sie selbst, durch innere Unruhen geschwächt, 
ihrer gänzlichen Auflösung entgegeneilten. Gleich den Griechen theilten 
sich auch die Germanen (die den mittleren und östlichen Theil Euro-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.