Zweiter Abschnitt. Kämpfe der Germanen mit den Römern bis zur Völkerwandr. 19
mehrere Feldzüge, auf denen es ihm gelang, Armin östlich der Weser
zweimal zu schlagen und seine Gattin Thusnelda gefangen zu ueh-
men, die bis zu ihrem Tode römische Sklavin blieb. Das war der letzte
Angriffskrieg, den die Römer gegen die Germanen führten. Tiberins
berief seinen Neffen Germanikus ab und überließ die Germanen ihrer
innern Zwietracht, die leider dort jetzt ausbrach. Armin nämlich ge-
riet mit dem Markomannenkönige Marbod in Streit, in dem letzterer
unterlag. Marbod wurde später durch einen Aufstand entthront, floh zu
den Römern und starb in R a v e n n a. Aber auch A r m i n i u s fand
bald einen elenden Tod; seine eigenen Landsleute beschuldigten ihn der
Herrschsucht und ermordeten ihn (21).
§ 12. Die Angriffskriege frer Germanen nnd die
Uölkervnnbnifle.
1. Der Markomannenkrieg. In der Mitte des zweiten Jahrhun-
derts schritten die Germanen zu einem Angriffskriege vor. Die unheil-
vollen Zustände im Römerreiche wie die Errichtung neuer Grenzfesten
an der Donau reizten die Markomannen und Quadeu (in Mäh¬
ren) zu Einfällen in das römische Reich. Der Kaiser Mark Aurel
kämpfte tapfer gegen sie, doch hielten sie erst Ruhe, als der nachfol-
gende Kaiser den Frieden erkaufte (§ 3).
2. Die Völkerbünde und die Grenzkriege. Aus diesem Kriege hatte
man den Wert vereinigter Kräfte schätzen gelernt. Seit dem Anfange
des dritten Jahrhunderts schlössen sich daher die einzelnen Stämme zu
größern germanischen Völkervereinen zusammen, die beutegierig das rö-
mische Reich mit beständigen Angriffen heimsuchten. Diese Völkerbünde
waren:
1. am Niederrhein die Franken, die nach Gallien vordrangen;
2. am Oberrhein, Main und an der oberen Donau die A l a m a n n e n,
die den Grenzwall überschritten und das Zehntland eroberten;
3. im Nordwesten bis zum Niederrhein und Harz die Sachsen, die
sich durch Seeraub furchtbar machten;
4. an der Donau und dem schwarzen Meere die Goten, denen die
Römer D a c i e n überlassen mußten. Sie standen unter der Herr-
schaft von Königen und zerfielen in West- und Ostgoten. Sie
waren das erste germanische Volk, das das Christentum annahm.
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