66 Deutsche Kaisergeschichte bis zum Ausgang des Interregnums 919—1273.
das wieder aufgebaute Mailand stand, und bauten dem Kaiser zum Trotz
die Festung Alessandria, welche nach dem Papste den Namen führte.
Die folgenden Jahre benutzte der Kaiser dazu, seine Hausmacht in
Deutschland zu erweitern und neue Rüstungen gegen Italien zu treffen.
Erst nach 7 Jahren unternahm er seinen fünften Rom er zu g (1174
bis 1177). Er belagerte Alesfandria, konnte jedoch die stark befestigte
Stadt nicht einnehmen und wandte sich daher an Heinrich den Löwen,
seinen mächtigsten Lehnsmann, mit der Bitte um Hilfe. Der aber der-
weigerte die Heeresfolge. Bei einer Zusammenkunft in Partenkirchen
(oder Chiavenna) soll der Kaiser den Welfen sogar fußfällig um weitere
Unterstützung gebeten haben, doch ohne Erfolg. So erlitt Friedrich 1176
bei Legnano (nordwestlich von Mailand) eine schwere Niederlage, die
ihn zwang, sich mit dem Papste auszusöhnen. In Venedig kam 1177 der
Friede des Kaisers mit Alexander III. zustande. Mit den Lombarden
schloß Friedrich einen Waffenstillstand, dem 1183 der Fri ede z n K o n-
stanz folgte. In diesem Frieden erkannten die lombardischen Städte zwar
die Oberhoheit des Kaisers an, doch blieben sie republikanische Gemein-
den und behielten das Recht, ihre Stadtbehörde selbst zu wählen.
c. Der Sturz Heinrichs des Löwen. Nun konnte der Kaiser daran
denken, den übermütigen Heinrich den Löwen zur Verantwortung zu ziehen.
Dieser Fürst war im Besitze einer fast königlichen Macht. Zwei Herzog¬
tümer, Bayern und Sachsen, gehörten ihm, dazu hatte er in Holstein,
Mecklenburg und Pommern bedeutende Eroberungen gemacht, so daß
seine Herrschaft von den Alpen bis zur Ostsee reichte („Von der Elbe
bis an den Rhein, von dem Harze bis zur See ist mein"). In dem
unterworfenen Wendenlande führte Heinrich das Christentum ein, gründete
Klöster und siedelte um diese herum deutsche Bauern an, die nicht nur
das Land urbar machten, sondern auch deutsche Sitte und deutsches Wesen
in die bisher slawischen Gebiete brachten \ Ackerbau und Viehzucht nahmen
einen bedeutenden Aufschwung, bald blühte auch ein reges Städte- und
Handelsleben dort auf. Lübeck war die mächtigste Stadt des neuen
Gebietes, ihr wandte Heinrich seine besondere Fürsorge zu, verlieh den
Einwohnern bedeutende Vorrechte und befreite ihren Handel von allen
Zöllen. So hat sich Heinrich der Löwe um dieGermaui-
sierung und die Hebung der Kultur im östlichen Deutsch-
land die größten Verdienste erworben. Im Süden verdankt
die Stadt München ihm ihre Gründung. Durch sein gewaltsames
Auftreten jedoch hatte Heinrich sich viele Reichs- und geistliche Fürsten zu