Full text: Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (Teil 3)

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Das Reformationszeitalter 1517—1648. 
c. Folgen der Entdeckungen. Durch die Entdeckungen wurde der 
Handel in völlig neue Bahnen geleitet. Die vielen Landwege, auf 
denen bisher die Waren des Orients zu den Häfen des Mittelmeers 
gebracht waren, wurden durch den einen Seeweg nach Ostindien über- 
flüssig. Damit sank die Bedeutung der Seemacht des Mittelmeers (Ve- 
nedig) ebenso wie die der nördlichen Meere (Hansa); der Welthandel, 
jetzt vorwiegend Seehandel, ging von den Italienern und Deutschen, 
welche bisher fast ausschließlich die Waren des Morgenlandes den übrigen 
Bewohnern Europas vermittelt hatten, auf die am Atlantischen Ozean 
wohnenden seefahrenden Völker, die Portugiesen und Spanier, 
über. Lissabon war eine Zeitlang Sitz des Welthandels, bis die 
portugiesische Macht von der spanischen vernichtet wurde. Spanien, 
das aus seinen eroberten Gebieten, besonders Mexiko und Peru, unge- 
heute Massen von Gold und Silber herauszog, war im 16. Jahr- 
hundert die bedeutendste Seemacht Europas. Seit dem 
Ende dieses Jahrhunderts traten auch die Holländer und die Engländer 
als Kolonialstaaten auf. 
Auch den Wissenschaften kamen die Entdeckungen zugute. Be- 
sonders erfuhren die Erdkunde und die Naturwissenschaften durch die Er- 
schließung so vieler neuer Länder eine wirksame Anregung. 
2. Die Umgestaltung der politischen und sozialen Verhältnisse, 
a. Staats- und Heerwesen. Während in Frankreich im Ausgange des 
Mittelalters die Großen des Landes sich der Krone unterordneten, hatten 
in Deutschland die Reichsfürsten sich allmählich mehr und mehr zu 
zu Landesherrn gemacht, denen der Kaiser ziemlich machtlos gegenüber- 
stand. Die infolge der wichtigen Entdeckungen sich immer mehr steigernde 
Geldwirtschaft kam den Landesherrn sehr zu statten, indem sie nunmehr 
auch das Steuerwesen ausbilden konnten, während sie bisher ihre 
Einkünfte nur aus ihrem Grundbesitze bezogen. Ihre gesteigerten Ein- 
nahmen ermöglichten ihnen, sich stehende Söldnerheere zu halten, mit 
deren Hilfe sie sich eine unabhängige und starke Fürstenmacht schaffen 
konnten. Diese Söldner hießen Landsknechte. Sie waren mit langen 
Spießen oder gewaltigen, zweihändigen Schwertern bewaffnet, ab und 
zu auch mit Hakenbüchsen, besonders seitdem man die Vorzüge der Feuer- 
Waffen erkannt hatte. Sie fochten in viereckigen, dichtgeschlossenen Haufen. 
Einer der berühmtesten Führer von Landsknechten war Georg von Frunds- 
berg. Die Einführung dieser Fußtruppen bewirkte eine vollständige Um- 
gestaltuug des Heerwesens.
	        
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