Das Jahr 1848. 97
Im Juli 1830 brach in Paris eine Revolution aus, durch welche die
Bourbonen verjagt wurden und Ludwig Philipp von Orleans „der Bürgerkönig"
den französischen Thron erhielt. Die Revolution verbreitete sich auch über Belgien
und Mitteldeutschland. — 1837 wurde die Personalunion zwischen England und
Hannover gelöst; in England wurde Viktoria Königin, in Hannover folgte nach
dem salischen Gesetz, das nur männliche Regenten zuläßt, ihr Oheim Ernst August;
dieser wollte die Verfassung der Hannoveraner nicht anerkennen. — Der bayerische
Minister Montgelas dankte lieber ab, als daß er der bayerischen Versassungs-
urkunde (26. Mai 1818) zustimmte. Der mächtigste Gegner der Verfassungen
und aller politischen Freiheiten war Metternich: er ließ namentlich die Universi-
täten streng überwachen...) zqL
Die Revolution des Jahres 1848.
Im Februar 1848 verjagten die Franzosen ihren König und machten 1848
Frankreich wieder zu einer Republik. Diese Revolution griff im März
auch nach Deutschland über und erschütterte besonders Österreich und Preußen,
wo noch keine Verfassung bewilligt worden war. In Wien und in Berlin
floß Blut. Friedrich Wilhelm IV. berief sofort eine Versammlung, die
über eine Verfassung beraten sollte. Metternich dankte ab und verließ
Wien, und bald darauf entsagte Kaiser Ferdinand (1835—1848) der
Regierung zu gunsten seines jugendlichen Neffen Franz Joseph. Doch
auch die konstitutionellen Staaten blieben von der Volksbewegung nicht
ganz verschont. In Bayern versagte zwar Ludwig I. (1825—1848) die
Wünsche des Volkes nicht, übertrug dann aber die Regierung seinem
Sohne Maximilian II. (1J48—1864), der W Rechtspflege verbesserte,
die Gerichtsbarkeit der Standesherren und die Fronden abschaffte, ein
freiheitli^eres^Gesetz für die Wahl der Abgeordneten gewährte und die
Zehnten teils ausheben, teils ablösen ließ.
Allgemein J>egehrte und erlangte das Volk neue verantwortliche
Minister, Schwurgerichte, Preßfreiheit, Vottsbewaffnung und ein deut-
fches Parlament. An Stelle des Bundestages wurde in Frankfurt die
deutsche Nationalversammlung eröffnet, um eine Reichsverfassung zu
vereinbaren. Aber es kam bald zu Zerwürfnissen, indem die einen (die
Großdeutschen) die Führung bei Österreich lassen, die andern (die Klein-
deutfchen) Preußen mit Ausschluß Österreichs an die Spitze Deutschlands
stellen wollten. Da Österreich eben damals im Kampf mit den aufständischen
Czechen, Magyaren und Italienern dem Unterliegen nahe war, siegte die
kleindeutsche Partei und bot 1849 die deutsche Kaiserwürde dem Preußen-
könig an. Aber Friedrich Wilhelm IV. erklärte, die Kaiserkrone nur aus
den Händen der deutschen Fürsten annehmen zu können. Inzwischen hatte
Osterreich im eigenen Staate wieder Ordnung geschaffen, und zwar in
Vogel, Geschichte III. 2. Aufl. -