Full text: Deutsche Geschichte der Neuzeit (Bd. 3)

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Auflösung des Deutschen Reiches 1806. 
um einen Waffenstillstand bitten. Preußens Gesandter schloß feig und 
eigenmächtig mit Napoleon zu Schönbrunn einen Vertrag: Preußen 
trat Ansbach und Kleve ab und erhielt dasür Hannover, ein Verhängnis- 
volles Geschenk.)^ 
Friede zu Preßburg (26. Dezember): Österreich verlor seine 
Besitzungen in Schwaben, Tirol mit Vorarlberg und die 1797 erworbenen 
venetianischen Gebiete; dafür erhielt es Salzburg. — Bayern trat Würz- 
bürg an den bisherigen Kurfürsten von Salzburg, Berg an Frankreich 
ab, dafür bekam es Tirol mit Vorarlberg, die Markgraffchaften Burgau 
(mit Burgau und Günzburg) und Ansbach, die Städte Augsburg und 
Lindau und den Rest von den Bistümern Paffau und Eichstätt. Überdies 
wurde Bayern, wie auch Württemberg, zu einem Königreich erhoben. 
Der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph nahm am 1. Januar 1806 
den Atel König von Bayern an (und regierte als Max I. bis 1825). 
Napoleon schlug das venetianische Gebiet zum Königreich Italien, 
seinen Bruder Joseph machte er (anstatt der Bourbonen) zum König von 
Neapel, seinen Bruder Ludwig zum König von Holland und seinen Schwager 
Murat zum Großherzog von Kleve-Berg.^ 
Die Auflösung des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. 
1806. 
1806 Sechzehn Fürsten des südlichen und des westlichen Deutschlands, deren 48 
Gebiete 8 Mill. Einwohner zählten, schlössen 1806 mit Napoleon zu Paris 
den Rheinbund und gaben am 1. August in Regensburg die Erklärung 
ab, daß sie sich von ihrer bisherigen Verbindung mit dem deutschen Reichs- 
körper lossagten. Am 6. August legte infolgedessen Franz II. die deutsche 
Kaiserkrone nieder in der „Überzeugung von der gänzlichen Unmöglich- 
keit, die Pflichten seines kaiserlichen Amtes länger zu erfüllen." DerReichs- 
tag und das Reichskammergericht lösten sich auf. 
Die Rheinbundfürsten, die als Hauptzweck des Bundes „die kost- 
bare Ruhe" bezeichneten, verpflichteten sich, ihrem Protektor Napoleon 
im Falle eines Krieges 63000 Mann zu stellen, nämlich Bayern 30000, 
Württemberg 12000, Baden 8000, Hessen-Darmstadt 4000 u. s. w. Die 
Fürsten von Baden und Heffen-Darmstadt erhielten den Titel Groß- 
h erzog; alle Rheinbundfürsten durften sich durch Mediatisierungen bereichern. 
So verloren 1806 abermals 70 deutsche Staatengebilde ihre Selbständig- 
keit. Dem Königreich Bayern wurden damals einverleibt: die Reichsstadt 
Nürnberg; die Fürstentümer Schwarzenberg, Hohenlohe, Öttingen, Fugger, 
Thurn und Taxis; die Grafschaften Castell, Schönborn, Pappenheim u. s. w.
	        
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