Athens Hegemonie. 37
zu entziehen, floh Themistokles über Korkyra zum Molosserkönig Admetus und von
da zum Perserkönig Artaxerxes, der kurz zuvor (nach seines Vaters Ferres Tod 465)
zur Regierung gelangt war. Diesen wußte er so für sich einzunehmen, daß er von
ihm ein Fürstentum in Kleinasien erhielt. In der Hauptstadt dieses Fürstentums,
Magnesia, starb Themistokles: wie und wann ist nicht ausgemacht. — Von Aristides
sagte Äschylus: ,Er will gerecht nicht scheinen, sondern sein/ Aristides lebte, obwohl
die großen Summen der Bundeskasse durch seine Hände gingen, in größter Einfachheit
bis zu seinem Tode (468). Die Kosten seines Begräbnisses und die Ausstattung seiner
Töchter übernahm der Staat. — Die neue Stadtmauer Athens maß 11 km im Umfang.
(Simon und Perikles.
46 Schon unter Aristides hatte Cimon die demokratische Partei in
Athen bekämpft. Als dann Perikles deren Haupt wurde, verschärfte sich
der Gegensatz der Parteien immer mehr. Cimon und Perikles waren schon
durch Geburt und Naturanlage Gegner. Miltiades, der Vater des Cimon,
war von Xanthippns, dem Vater des Perikles, angeklagt und auf dessen
Betreiben verurteilt worden. Cimon war ein herablassender Mann, zeigte
sich gern in der Öffentlichkeit, teilte von feinem Reichtum mit vollen Händen
aus und liebte es in großer Gesellschaft zu speisen, indem er täglich vom
Markte Gäste mit sich nach Hause brachte. Perikles dagegen lebte zurück-
gezogen, nie nahm er an Gelagen teil, nirgends sah man ihn, außer auf
dem Wege zum Rathaus oder zur Volksversammlung. Trotz dieser vor-
nehmen Abgeschlossenheit und trotz seiner adeligen Abkunft huldigte Perikles
der Demokratie, Cimon war durchaus Aristokrat. Dieser feierte, wie wir
gesehen haben, seine Triumphe auf dem Schlachtfelde, Perikles, der Olympier,
dessen Worte wie Donner grollten, wie Blitze zündeten, aus der Redner-
bühne. Cimon wollte mit den griechischen Staaten, namentlich mit Sparta,
Frieden halten, um die ganze Kraft gegen den Nationalfeind, die Perser,
wenden zu können, Perikles sah den gefährlichsten Feind Athens in Sparta
und wollte vor allem diese Nebenbuhlerin niederkämpfen.
/Anfangs hatte noch Cimon infolge seines Waffenruhmes das Über-
genlicht. Als Sparta durch ein furchtbares Erdbeben und durch einen
Aufstand der Heloten und Mesfenier 464 (dritter messenischer Krieg)
an den Rand des Verderbens gebracht war, wußte es Cimon durchzusetzen,
daß dem bedrängten Sparta die erbetene Hilfe gewährt wurde. Aber die
undankbaren Spartaner behandelten das athenische Hilfskorps mit Argwohn
und schickten es bald nach Hause zurück. Die Athener ließen für diese
Beleidigung den Cimon büßen: er wurde verbannt. Jetzt hatte die
demokratische Partei freie Hand. Dem Areopag wurde 460 das Recht
der staatlichen Oberaufsicht entzogen und damit das letzte Hemmnis der
unbeschränkten Volksherrschaft beseitigt.